Medizinische Rehabilitation: 18. Jahrestagung der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (GRVS)

  • 13.08.2010
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  • Redaktion

Unter dem Motto: „Grenzen überschreiten – Horizonte erweitern“, Netzwerke in der medizinischen Rehabilitation fand vom 1.–3. Juli die Jahrestagung der GRVS im Kongresszentrum Freudenstadt statt. Rund 200 Teilnehmer (Ärzte, Psychologen, Ernährungsfachkräfte und Bewegungstherapeuten) aus ganz Deutschland nahmen am Kongress teil. Der Kongresspräsident der diesjährigen 18. GRVS war Dr. Bertil KLUTHE, Chefarzt der Klinik in Hohenfreundenstadt.

Die Rehabilitationslandschaft ist in ständiger Bewegung, so das Fazit der Experten. Sei es durch den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in der therapeutischen Umsetzung, die konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen, den Dialog und die Einbindung von Patienten und Patientenselbsthilfeorganisationen oder Veränderungen bei Kostenstrukturen und -anforderungen. In vielen Bereichen müssen Grenzen überschritten und neue Schnittstellen geschaffen werden.

Der medizinische Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung lag in der Diagnostik und Therapie von Pankreaserkrankungen, aktuellen Aspekten der Adipositastherapie, dem aufgrund der demografischen Entwicklung immer wichtigeren Thema Diabetes und den vielfältigen Möglichkeiten der Ernährungsmedizin. Auch die psychischen Ursachen und Auswirkungen der genannten Krankheitsbilder spielten eine wichtige Rolle bei der Tagung. Im Rahmen des Kongresses fanden deshalb sogenannte Arzt-Patienten-Seminare statt, die von Patientenselbsthilfegruppen (Deutsche Crohn-Colitis Vereinigung DCCV und dem Arbeitskreis der Pankreasrektomierten AdP e.V.) organisiert wurden.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Tagung war das Thema der neuen Berufsbilder und -bezeichnungen im Rehabereich. Durch den Bolognaprozess wurde die Entwicklung vieler neuer Studiengänge ins Leben gerufen. Dadurch und durch die unterschiedlichen Schwerpunkte der neuen Studiengänge werden die etablierten Grenzen zwischen den klassischen Berufsgruppen überschritten bzw. abgebaut. Die Absolventen dieser Studiengänge drängen mit ihrer neuen Qualifikation demnächst auf den Arbeitsmarkt und auch in den Bereich der medizinischen Rehabilitation.

Dr. Andrea LAMBECK 1. Vorsitzende des Verbandes der Oecotrophologen e.V. (VDOE) und Doris STEINKAMP Präsidentin des Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) stellten in ihren Referaten die Kompetenzen und Einsatzmöglichkeiten von Ernährungswissenschaftlern und Diätassistenten/Innen vor. „Die Rolle neuer Berufe aus der Sicht der Etablierten“ und „die rechtliche Situation der Beratungskraft aus der Sicht des Heilberufs der Diätassistentin“ – so die Themen der Referate – zeigten auf, wie facettenreich die Ausbildung und die späteren Berufseinsatzmöglichkeiten für Ernährungswissenschaftler sind und wie komplex sich die rechtlichen Rahmenbedingen und Verpflichtungen für die Diätassistenten darstellen.

Beide Berufsgruppen sind im Rehabereich vertreten oder finden hier einen Arbeitsplatz. Sie bringen ihre Kompetenzen meist in der Funktion des „Ernährungsberaters“ (mit entsprechender Zertifizierung) in der interdisziplinären Zusammenarbeit des Reha-Teams mit ein. Zurzeit verbringen Patienten durchschnittlich 22,3 Tage in einer Reha-Einrichtung, die Ausgaben pro Patient belaufen sich hierbei auf ca. 2500 €. „Ein Betrag, der sich bereits nach einem Jahr durch die beschleunigte Eingliederung in den Berufsalltag für die Kostenträger wieder amortisiert,“ so Dr. Bertil KLUTHE. Der Rehabereich „rechnet sich“ und sucht dringend Fachkräfte/Ärzte zur personellen Unterstützung. (13.08.10)

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