Pflanzliche Östrogene aus der Landwirtschaft

  • 15.10.2003
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  • Redaktion

In den Wurzeln einiger Rhabarber-Arten sind Wirkstoffe mit östrogener Wirkung enthalten. Diese spielen zunehmend in der Frauenheilkunde eine Rolle. Durch einen optimierten Anbau versuchen Wissenschaftler im Rahmen des Förderprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „InnoRegio“ ein neues Nischenprodukt für Sachsen-Anhalt zu schaffen.

Etwa 1200-2400 ha, so schätzen Forscher des Hellriegel Instituts in Bernburg, könnten mit der vielseitig einsetzbaren Medizinalpflanze Rhapontik-Rhabarber bepflanzt werden. Extrakte der Wurzeln haben antibakterielle und östrogene Wirkung und greifen ähnlich regulierend in den menschlichen Hormonstoffwechsel ein, wie körpereigene Hormone. Deshalb werden sie bisher vor allem bei Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt.

Jüngste Untersuchungen zeigten, dass die Wirkungspalette auch auf weitere medizinische Teilgebiete ausgedehnt werden kann. So ist ein krebshemmender Effekt von Wissenschaftlern der Universitätsfrauenklinik in Göttingen beobachtet worden, wodurch der Einsatz des Naturproduktes zur Bekämpfung von Brustkrebs denkbar wäre.

Derzeit wird der Raponticin-Bedarf durch Importe von Rhabarber-Wurzeln vorwiegend aus China gedeckt. Diese Importe entsprechen allerdings nicht mehr den Anforderungen der pharmazeutischen Industrie, da der Wirkstoff-Gehalt in den letzten Jahren von 11 % auf unter 5 % gesunken ist. Außerdem enthält die Import-Ware Herbizidrückstände, die die europäischen Grenzwerte überschreitet. Daher strebt das Forschungsprojekt „InnoPlanta“ eine Rohstoffproduktion in Deutschland an.

Ziel des Projektes ist es, vom Anbau bis zur Verarbeitung eine rationelle Produktionskette aufzubauen. Seit 2001 arbeiten Wissenschaftler an der Entwicklung von Pflanzenmaterial mit gleichbleibend hohem Wirkstoffgehalt. Durch analytische Verfahren werden dazu qualitativ hochwertige und ertragreiche Rhapontik-Rhabarberpflanzen selektioniert. Nach der Überprüfung der landwirtschaftlichen Eignung der ausgewählten Pflanzen steht die Methodenentwicklung zur schnellen Vermehrung des Pflanzenmaterials im Vordergrund. Außerdem sollen alle landwirtschaftlichen Voraussetzungen, wie Anbau- und Erntetechniken, Pflanzabstände und Düngung erarbeitet, sowie geeignete Systeme zur Extraktion des Wirkstoffes geschaffen werden. Nach erfolgreichem Anbau in der Region wäre auch der Aufbau von Extraktionsanlagen in Sachsen-Anhalt denkbar. 15.10.03

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