Frau isst salat, im Vordergrund ein Wecker
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Online News: Intervallfasten ohne Energiereduktion verschiebt die innere Uhr, verbessert jedoch nicht die Stoffwechselgesundheit

Die ChronoFast-Studie zeigt, dass zeitbeschränktes Essen bei gleichbleibender Kalorienzufuhr zwar die innere Uhr verschiebt, jedoch keine messbaren Verbesserungen der Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Parameter bewirkt.

Die ChronoFast-Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin [1] zeigt, dass zeitbeschränktes Essen (Intervallfasten bzw. Time-Restricted Eating) bei gleichbleibender Kalorienzufuhr zwar die innere Uhr verschiebt, jedoch keine messbaren Verbesserungen der Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Parameter bewirkt.

Time-Restricted Eating (TRE) ist eine Form des Intervallfastens, die durch ein tägliches Essensfenster von maximal zehn Stunden und eine Fastenperiode von mindestens 14 Stunden gekennzeichnet ist. TRE wird als einfache Ernährungsmethode zur Kontrolle des Körpergewichts und zur Verbesserung der Stoffwechselgesundheit immer beliebter. Bei Nagetieren schützt TRE vor ernährungsbedingter Fettleibigkeit und damit verbundenen Stoffwechselstörungen. Auch beim Menschen konnten Studien positive kardiometabolische Effekte zeigen, etwa eine verbesserte Insulinsensitivität, Glucose-, Triglycerid- und Cholesterinkonzentrationen sowie eine moderate Reduktion des Körpergewichts und des Körperfetts. TRE gilt daher als vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Insulinresistenz und Diabetes.

Die bisherigen Ergebnisse zu TRE sind jedoch teilweise widersprüchlich und es blieb unklar, ob die beobachteten Stoffwechselverbesserungen durch die Beschränkung der täglichen Essenszeit selbst, durch die damit einhergehende Energierestriktion oder durch die Kombination beider Faktoren hervorgerufen werden. In den meisten früheren Studien wurden die Energiezufuhr oder andere potenzielle Störfaktoren nicht sorgfältig überwacht.

In der ChronoFast-Studie wurde daher untersucht, ob ein achtstündiges Essenszeitfenster die Insulinsensitivität und andere kardiometabolische Parameter in einer engmaschig kontrollierten isokalorischen Umgebung verbessern kann.

Dazu wurden im Rahmen eines randomisierten Crossover-Designs insgesamt 31 Frauen mit Übergewicht oder Adipositas untersucht. Über jeweils zwei Wochen nahmen die Teilnehmerinnen ihre gewohnten Mahlzeiten entweder früh, zwischen 8 und 16 Uhr (eTRE), oder spät, zwischen 13 und 21 Uhr (lTRE), ein. Die Energieaufnahme und Nährstoffzusammensetzung blieben dabei nahezu gleich (isokalorisch). Während vier Visiten wurden Blutproben gesammelt und ein oraler Glucosetoleranztest durchgeführt, um den Einfluss von TRE auf den Glucose- und Fettstoffwechsel sowie andere Stoffwechselmarker zu erfassen. Zusätzlich wurde mittels kontinuierlicher Glucosemessung der 24-stündige Glucosespiegel überwacht, begleitet von Ernährungsdokumentation und Aktivitätsmessung. In isolierten Blutzellen wurde zudem die innere Uhr untersucht.

Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen, die positive Effekte von TRE nahelegten, zeigte die ChronoFast-Studie keine klinisch relevanten Veränderungen der Insulinsensitivität, des Glucosespiegels, der Blutfette oder Entzündungsmarker - zumindest nicht nach dieser kurzen, zweiwöchigen Intervention. Die Forschenden vermuten daher, dass die in früheren Studien berichteten gesundheitlichen Vorteile vor allem auf eine unbeabsichtigte Energiereduktion zurückzuführen sind, nicht auf die verkürzte Essenszeit selbst.

Obwohl bei den Teilnehmerinnen keine bedeutsamen metabolischen Verbesserungen festgestellt wurden, zeigte die Untersuchung zur inneren Uhr in den Blutzellen, dass zeitbeschränktes Essen die zirkadiane Phase in Blutzellen und die Schlafzeiten beeinflusste. So war die innere Uhr nach der lTRE-Intervention im Vergleich zur eTRE-Intervention durchschnittlich um 40 Minuten nach hinten verschoben. Teilnehmerinnen der späten Essensgruppe gingen später zu Bett und wachten später auf.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Energiereduktion eine zentrale Rolle für die gesundheitlichen Vorteile von intermittierendem Fasten spielt. Künftige Studien sollen untersuchen, ob ein bestimmtes Timing des zeitbeschränkten Essens in Kombination mit einer reduzierten Kalorienzufuhr zusätzliche Vorteile bringt und wie individuelle Faktoren, wie z. B. der Chronotyp oder die Genetik, diese Effekte beeinflussen.

Quelle: Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Pressemeldung vom 04.11.2025



Literatur: 

1. Peters B, Schwarz J, Schuppelius B, et al.: Intended isocaloric time-restricted eating shifts circadian clocks but does not improve cardiometabolic health in women with overweight. Sci. Transl. Med. 2025; 17(822). DOI: 10.1126/scitranslmed.adv6787

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