Expertensprechstunde Darmkrebs

  • 17.12.2008
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  • Redaktion

Darmkrebs ist bei Frauen und Männern die zweithäufigste Krebsform. In Deutschland wurden im vergangen Jahr 73.000 Menschen mit dieser Diagnose konfrontiert. Was bedeutet diese Nachricht konkret für die Patienten? Welche Möglichkeiten hat die moderne Krebsmedizin heute, um ihnen zu helfen? Diese und viele weitere Fragen von Betroffenen, ihren Angehörigen und interessierten Usern standen im Mittelpunkt der Expertensprechstunde der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) am 10. November 2008. Zu Gast war Darmkrebsspezialist Prof. Dr. Thomas SEUFFERLEIN vom Universitätsklinikum Halle.

Darmkrebs entsteht aus zunächst harmlosen Schleimhautwucherungen, die zu Polypen werden. Wie Prof. SEUFFERLEIN erklärte, können sich diese Vorstufen über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren zu einem bösartigen Darmtumor entwickeln. Menschen ab dem fünften Lebensjahrzehnt haben ein deutlich höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken als jüngere. Eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung mit Hilfe der Darmspiegelung (Koloskopie) wird hierzulande daher ab einem Alter 55 Jahren empfohlen. Die Untersuchung sei "eine der besten Möglichkeiten, Darmkrebs zu verhindern", so der Experte.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2007 sind in Deutschland 28.000 Menschen an Darmkrebs gestorben. "Wir könnten tatsächlich über 70 % dieser Todesfälle verhindern, wenn wir rechtzeitig wüssten, welcher Patient Dickdarmkrebs hat, den wir im Frühstadium behandeln können", so Seufferlein. Der Experte warb nachdrücklich für die Darmspiegelung, auch wenn keine Beschwerden vorliegen. Deutschland sei eines der wenigen Länder, in denen diese relativ teure Untersuchung von den gesetzlichen Kassen bezahlt werde.

Neben dem Alter gibt es bestimmte zusätzliche Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs, wie zum Beispiel eine familiäre Belastung. Wenn Verwandte ersten Grades an einem solchen Tumor erkrankt sind, gelten deshalb andere Vorsorgeregeln. Die erste Darmspiegelung sollte dann – bezogen auf das Alter – zehn Jahre vor dem Erkrankungszeitpunkt des Angehörigen erfolgen und je nach Befund in kürzeren Intervallen wiederholt werden.

Bezüglich der Ernährung gebe es Hinweise darauf, dass faserreiche Kost, insbesondere Obst und Gemüse, einen positiven Effekt haben können, sagte SEUFFERLEIN. "Wir wissen auf der anderen Seite, was man nicht machen sollte: zum Beispiel sehr viel gebratenes rotes Fleisch zu sich nehmen. Dies kann das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken, deutlich erhöhen." Eine wichtige Rolle, die laut Seufferlein "sogar noch bedeutender ist als die Ernährung", spiele darüber hinaus regelmäßige körperliche Bewegung.

Für die Behandlung von Darmkrebs stehen heute viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die ein individuell auf den Patienten abgestimmtes Konzept ermöglichen. Die Diagnose sei heutzutage in vielen Fällen keineswegs mehr ein Todesurteil, betonte der Spezialist.

Seit einiger Zeit können neue Medikamente, so genannte Biologicals oder auch zielgerichtete Wirkstoffe, eingesetzt werden. Diese richten sich ganz spezifisch gegen bestimmte Eigenschaften des Tumors. Sie werden in der Regel zusammen mit einer Chemotherapie angewendet, was zu einer hohen Wirksamkeit führt. Gleichzeitig bleibt die Lebensqualität des Patienten möglichst lange erhalten. Zum Beispiel kann mit einer dieser neuen Substanzen die Gefäßversorgung des Tumors blockiert werden. Dies führt dazu, dass der Tumor nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden kann und abstirbt oder nicht mehr weiter wächst. "Mit solchen Substanzen kann man Darmtumoren heute sehr effektiv behandeln", sagte SEUFFERLEIN. Quelle: DKG (17.12.08)

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