Nutrigenomics/Nutrigenetics auf der VDOE-Jahrestagung am 12.06.09

  • 20.05.2009
  • News
  • Redaktion

Professorin Dr. Hannelore DANIEL, Inhaberin des Lehrstuhls für Ernährungsphysiologie an der TU München und wissenschaftliche Leiterin der Z I E L-TUM-Akademie, wird den Eröffnungsvortrag im Rahmen der Jahrestagung des Verbandes der Oecotrophologen e.V. am 12./13. Juni 2009 in Freising-Weihenstephan halten. In einem Interview mit dem VDOE erläutert sie die Bedeutung moderner Methoden der Ernährungsforschung für die Zukunft der Ernährungswissenschaft.

VDOE: Frau Professor Daniel, auf der Jahrestagung des VDOE „Zukunft der Ernährungswissenschaft“ am 12./13. Juni 2009 auf dem Campus in Freising-Weihenstephan werden Sie den Eröffnungsvortrag halten. Was hat Ihr Thema „Nutrigenomics/Nutrigenetics“ mit der Zukunft der Ernährungswissenschaft zu tun?

DANIEL: Aus meiner Sicht besteht kein Zweifel, dass diese Themenfelder die Forschung der nächsten Jahrzehnte bestimmen werden. Im Kontext von Genom-Umwelt-Interaktionen hat die Ernährung eine prominente, wenn nicht die bedeutendste Rolle. Die Genetik und Genomik sind Querschnittstechnologien der Lebenswissenschaften und sie bringen daher die Ernährungsforschung auch erstmals in das Herz der anderen Life Sciences. Dies hat schon und wird auch weiterhin die Perzeption der Bedeutung von Ernährungsforschung durch die Wissenschaftsgemeinschaft für immer verändern. Gleichzeitig wird Ernährungsforschung nicht mehr das originäre Aufgabenfeld von Ernährungswissenschaftlern sein; vielmehr dringt sie in viele andere Wissenschaftsbereiche ein.

Zur VDOE-Jahrestagung haben sich Ernährungswissenschaftler und Oecotrophologen aus ganz unterschiedlichen Bereichen angemeldet. Sie arbeiten z.B. in der ernährungsmedizinischen Forschung, in der Produktentwicklung der Lebensmittelindustrie, im Bereich Qualitätsmanagement oder als Ernährungsberater bzw. -therapeuten. Welche Bedeutung hat „Nutrigenomics/Nutrigenetics“ beispielsweise in der ernährungsmedizinischen Forschung?

DANIEL: Sie ist bereits ein integraler und bedeutender Bestandteil der ernährungs-medizinischen Forschung. Einerseits werden in großem Umfang die Technologien der Genomics genutzt, andererseits wird auch die Genetik mit der Identifizierung von genetischen Varianzen im Zusammenhang mit der Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen zunehmend ein Schwerpunkt der Forschung.

Was können Sie Ernährungswissenschaftlern, die in der Produktentwicklung tätig sind, mit auf den Weg geben?

DANIEL: Das hängt davon ab, ob sie in einem kleinen oder großen Unternehmen tätig sind. Sicherlich ist die Produktentwicklung in kleineren Unternehmen noch weit entfernt von den Anwendungen dieser Technologien. In den globalen Unternehmen haben die Techniken dagegen längst Einzug gehalten, und hier ist es für die Ernährungs-wissenschaftler essentiell zu wissen, was die Grundlagen und Möglichkeiten aber eben auch die Grenzen dieser Methoden und Techniken sind.

Der Bereich Qualitätssicherung/-management ist ein Tätigkeitsgebiet, in dem Oecotrophologen und Ernährungswissenschaftler immer stärker nachgefragt werden. Warum ist das Thema „Nutrigenomics/Nutrigenetics“ auch für Qualitätsmanager interessant?

DANIEL: Vordergründig sind es nicht Nutrigenetics/Nutrigenomics, die hier relevant sind. Aber auch in den Bereichen QS und QM werden letztlich die gleichen Techniken vermehrt eingesetzt und Microarrays, Proteinchips und moderne, analytische Surrogat-Techniken für Metabolite und Kontaminanten werden auch diese Bereiche revolutionieren.

Personalisierte Ernährungsberatung ist ein Stichwort, das die Medien gerne aufgreifen. Was genau versteht man darunter?

DANIEL: Die personalisierte Ernährungsberatung wird in sehr viel mehr Facetten als heute sichtbar werden. Hier werden gegenwärtig neue Konzepte ausgearbeitet, die auch eine umfangreiche Phänotypisierung des Konsumenten/Patienten mit allen Methoden der Nutrigenetics/Nutrigenomics beinhalten. Dieser Bereich wird auch für die großen Unternehmen der Lebensmittelindustrie zunehmend attraktiv, da sie damit unter Umgehung des Handels wieder direkt mit dem Konsumenten in Verbindung treten können. Vieles davon wird unter Einbeziehung von Internetplattformen für die Datensammlung und die bi-direktionale Kommunikation erfolgen.

Im Rahmen der Jahrestagung können Sie einen Überblick über das Thema „Nutrigenomics/Nutrigenetics“ geben. Wo können sich interessierte Teilnehmer in der Tiefe informieren?

DANIEL: Es gibt nur wenig Literatur, die das Themenfeld umfassend abdeckt. Da sich das Gebiet auch sehr schnell entwickelt, sind es entsprechend nur Originalarbeiten, die hier hilfreich sind. Für den Bereich der personalisierten Ernähung sei auf ein Buch verwiesen, das in der Folge der ersten Konferenz zur „Personalized Nutrition“ in Mallorca zusammengestellt wurde (ISBN 978-0-8493-9281-8, CRC Press).

Die Webseite von NuGO (European Nutrigenomics Organisation), einem im 7. Rahmenprogramm der EU gefördertem Network of Excellence mit 22 Partner-Einrichtungen bietet einen guten Überblick über die diversen Forschungsanstrengungen im Netzwerk und hält auch sonstige Informationen zum Thema vor (www.nugo.org).

Frau Professor Daniel, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und uns am 12. und 13. Juni 2009 eine rege Diskussion mit den Tagungsteilnehmern. (19.05.09)

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