© Thomas Wagner/Fotolia.com
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Familiäre Esskultur im Fokus: Kommentierte Fotodokumentation

  • 22.05.2013
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  • Redaktion

Die „Esskultur“ ist ein komplexes Gefüge. Familiäre Esskultur findet zudem meistens im Privaten statt, was eine Erforschung zusätzlich erschwert. Daher besteht Bedarf für neue Ansätze der Esskulturforschung. Vor diesem Hintergrund führte eine Projektgruppe der Hochschule Fulda unter Leitung von Prof. Dr. Christoph KLOTTER ein Projekt mit dem Ziel durch, mittels der Methode der kommentierten Fotodokumentation einen näheren Einblick in die familiäre Esskultur von Schülern einer Berufsschule zu erhalten.

Diese erhielten dazu die Aufgabe, die „Esskultur“ in ihrer Familie zu fotografieren. Im Unterricht wurden die Fotos von den Schülern in einer Datei (MS Word-Template) zusammengestellt und schriftlich kommentiert. Abgebildet wurden z. B. die Ausstattung der Küche mit Küchengeräten, -utensilien und Lebensmitteln, ebenso typische Mahlzeitensituationen in der Familie sowie die verzehrten Lebensmittel. Die Fotos wurden mithilfe des kommunikationspsychologischen Modells nach SCHULZ VON THUN auf den Ebenen Sachebene, Selbstoffenbarungsebene, Appellebene und Beziehungsebene ausgewertet [1].

Nach Fertigstellung der Fotodokumentationen fiel zunächst auf, dass einige Schüler nicht zu diesem Einblick in ihre Privatsphäre bereit sind und keine Fotodokumentation ablieferten. Weitere drei gaben keine Einverständniserklärung zur Auswertung, drei weitere Schüler nur Zeichnungen anstatt Fotos ab. Vor allem Schüler aus sozial schwachen Familien waren zurückhaltender in der Abgabe von Informationen. Die zur Verfügung stehenden Fotos sind vermutlich ein positiver Ausschnitt der familiären Esskultur.

Der innovative Ansatz wurde dennoch bisher als erfolgreich bewertet: Die Fälle, in denen eine Fotodokumentation fertiggestellt wurden, liefern interessante Ergebnisse. Weiterhin dienen die Fotos und schriftlichen Kommentare als Mittel zur Selbstreflexion für die Schüler und bieten damit spannende Unterrichtsansätze. Diesen Nutzen der kommentierten Fotodokumentation sollte zukünftige Forschung verstärkt an Schulen und Lehrer kommunizieren. Mit den Schülern geführte Interviews würden die Reflexion dabei weiter fördern und wären daher sinnvoll.
Literatur: 1. Holzbrecher A. Den Bildern auf der Spur. Fotoprojektdidaktik als kommunikativer Prozess. In: Holzbrecher A, Schmolling J (Hg). Imaging. Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit. VS Verlag, Wiesbaden (2004), S. 11–31. Quelle: HS Fulda, FB Oecotrophologie & FB Angewandte Informatik: M.Sc. Martina Metz (FB Oe), Prof. Dr. Barbara Freytag-Leyer (FB Oe), Prof. Dr. Jan-Torsten Milde (FB AI), Prof. Dr. Christoph Klotter (FB Oe) (22.05.13)

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