Ambulante Beratungsstellen: erste Anlaufstelle für Essgestörte

  • 23.11.2005
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  • Redaktion

Für die erfolgreiche Behandlung von Essstörungen sind ambulante Beratungseinrichtungen dringend erforderlich. Diese sollten einer Studie der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen und des Bundesfachverbands Essstörungen (BFE) zufolge in ein abgestuftes Versorgungssystem integriert sein.

Vier Jahre lang haben die Wissenschaftler insgesamt 40 ambulante Beratungs- und Behandlungseinrichtungen im gesamten Bundesgebiet untersucht. Mit Hilfe von Fragebögen wurden Beraterinnen und Betroffene nach Beratungs- und Behandlungserfolg befragt sowie nach Behandlungsmethoden und deren Wirkungen. Zudem wurde unter anderem nach bereits absolvierten Therapien und nach Gewalt- und sexuellen Missbrauch-Erfahrungen gefragt. Weiterhin wurde die organisatorische und finanzielle Situation der Beratungsstellen untersucht.

Die Studie ergab u. a., dass betroffene Frauen und ihre Angehörigen die ambulanten Beratungsstellen zumeist als erste Anlaufstelle auf der Suche nach geeigneten Behandlungsmöglichkeiten nutzen. Die hier durchgeführte anonyme und persönliche Beratung erreicht auch chronische Kranke und Frauen mit Vorbehalten gegenüber Beratung und Psychotherapie. So kann es gelingen, diese Betroffenen zur medizinischen und therapeutischen Behandlung zu motivieren und weiter zu vermitteln.

Die Wissenschaftler folgen aus diesen Ergebnissen, dass diese sog. "niedrigschwelligen" Beratungsangebote der ambulanten Beratungsstellen ein wesentliches Glied in der Versorgungskette bei der Behandlung von Essstörungen sind. Allerdings müssten regionale Netzwerke aufgebaut werden, in denen alle Beteiligten über die erfolgreichen Vermittlungs- und Überweisungswege Bescheid wissen. Neben den Fachärzten und Psychotherapeuten müssen nach Mitteilung der Forscher auch Lehrer, Erziehungsberater und Hausärzte einbezogen werden.

Die Ergebnisse der Studie dienen als Grundlage für die Empfehlung einheitlicher Qualitätsstandards in Angebot und Ausstattung ambulanter Beratungsstellen, welche die jeweiligen Träger (Kommunen, Wohlfahrtverbände, Diakonie, Trägervereine, und Klinikambulanzen) bei der Planung, Einrichtung und Durchführung von Beratungen und ambulanten Therapien berücksichtigen müssen.

Die Studie ist unter dem Titel "Qualitätssicherung in Beratung und ambulanter Therapie von Frauen und Mädchen mit Essstörungen. Eine Praxisstudie" erschienen (V&R unipress, Göttingen, ISBN 3-89971-237-4, 39,90 Euro). (23.11.05)

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