Notoperation nach Einnahme von Diät-Kapseln

  • 25.08.2003
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  • Redaktion

Ein voller Magen macht satt. Manche Schlankheitsmittel nutzen dies aus. So enthielten die Kapseln eines Kölner Herstellers komprimierte Zellulosewürfel. Sie werden im Magen freigesetzt und vergrößern sich auf das Fünfzehnfache ihrer ursprünglichen Größe. Da Zellulose nicht verdaut wird, ist sie frei von Kalorien. Eine 21-jährige Frau aus Aachen schluckte gleich vier Kapseln, um ohne Hunger abzunehmen. Vierzehn Tage später mussten Aachener Chirurgen ihr einen Schwamm aus dem Darm herausoperieren.

Wie Dr. Joachim Conze von der RWTH Aachen in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift1 berichtet, war die Frau mit den Beschwerden einer akuten Blinddarmentzündung in die Klinik gekommen. Doch der Blinddarm war bei der Operation gar nicht entzündet. Ganz in der Nähe fanden die Operateure hingegen einen 4x2x1 cm großen Schwamm am Ausgang des Dünndarms in den Dickdarm. Diese so genannte Bauhin-Klappe bildet neben dem Magenausgang (Pylorus) die wichtigste Engstelle im Darm. Mit einem geschätzten Durchmesser von wenig über 2 cm können sich hier feste Gegenstände leicht verkeilen.

Nach Angaben des Herstellers hätte der schwammartige Würfel nach Verlassen des Magens in kleine Faserstücke zerfallen sollen. Warum dies nicht geschah, ist unklar. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegen in Zusammenhang mit dem Mittel insgesamt 12 Fälle mit Verdacht auf Darmverschluss vor, die allerdings alle bei im Bauchbereich voroperierten Patienten aufgetreten waren. Die Chirurgen raten dem Hersteller, kleinere Schwämmchen mit abgerundeten Kanten zu produzieren, allen Übergewichtigen raten sie, Schlankheitskuren nur unter ärztlicher Betreuung durchzuführen. 25.08.03

1Conze, J.; et al.: Partielle intestinale Obstruktion durch selbstexpandierendes Schwämmchen als Schlankheitsmittel. Med. Wochenschrift; 128 (33): 1706-1708

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