Diabetiker brauchen keine speziellen Lebensmittel - Erweiterte Nährwertkennzeichnung gefordert

  • 27.06.2008
  • News
  • Redaktion

Lange Zeit wurde Diabetikern eine zuckerarme Diät verordnet, die das genaue Abzählen von Broteinheiten (BE) beinhaltete. Um Diabetikern das Einhalten der Diät zu erleichtern wurden von der Industrie spezielle Diabetikerprodukte entwickelt. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg in einer Untersuchung an 15 Diätlebensmitteln feststellte, enthalten diese Lebensmittel oft mehr Fett und Kalorien als normale Produkte.

Die untersuchten Diätprodukte enthielten bis zu 10 % mehr Kalorien und bis zu 66 % mehr Fett. Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die untersuchten Lebensmittel nicht für Typ-2-Diabetiker geeignet sind. Hinzu kommt, dass diese Produkte, nach dem Ergebnis des Tests, im Durchschnitt mehr als doppelt so teuer wie vergleichbare normale Lebensmittel waren.

Aus Sicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind individuelle Ernährungspläne, normale Blutzuckerwerte, optimierte Blutfettwerte, normaler Blutdruck und ein normales Körpergewicht die wichtigsten Ziele in der Diabetestherapie. Diese lassen sich vor allem durch eine ballaststoff- und vitaminreiche Ernährung erreichen. Diabetiker sollten fettarme Milchprodukte bevorzugen und zum Kochen Öle statt Butter verwenden, außerdem nicht zu viel Kochsalz aufnehmen und nur maßvoll Alkohol konsumieren, z. B. nicht mehr als ein bis zwei Gläser Wein am Tag.

Spezielle, "für Diabetiker geeignete" und als solche gekennzeichnete Lebensmittel sind dagegen entbehrlich. Dies gilt umso mehr, als die Kennzeichnung ihren Zweck nicht erfüllt. So gibt es viele andere Lebensmittel, die für Diabetiker geeignet, als solche aber nicht gekennzeichnet sind.

Wie alle anderen Verbraucher auch würden Diabetiker von einer erweiterten, einheitlichen Nährwertkennzeichnung profitieren, wie sie derzeit auf europäischer Ebene diskutiert wird. Das BfR schlägt leicht verständliche Angaben nicht nur zu Brennwert, Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett, sondern auch zu Gesamtzucker, gesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen und Natrium oder Kochsalz auf verpackten Lebensmitteln vor. Quellen: BfR und Verbraucherzentrale Hamburg (27.06.08)

Das könnte Sie interessieren
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter
Neues DFG-Positionspapier „Lebensmittel und Ernährungsforschung in Deutschland“ erschienen weiter
Shopping-Studie zum Tierwohl im virtuellen Supermarkt weiter