Naturstoffe können auch Schäden anrichten: Sojaprodukte im Blickpunkt

  • 27.07.2007
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  • Redaktion

Aufgrund ihres hohen Gehalts an hormonähnlichen Substanzen sollte Säuglingsnahrung auf Sojabasis nur bei begründeter Indikation eingesetzt werden, erklärte Prof. Sabine Kulling von der Universität Potsdam auf dem 4. Forum Verbraucherschutz des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Soja enthält Phytoöstrogene, die in ihrer Struktur und Wirkung dem weiblichen Geschlechtshormon Östradiol ähneln. Obwohl diese hormonähnlichen Stoffe in geringen Mengen und in Abhängigkeit von der Lebensphase durchaus gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen, können sie sich auch negativ bemerkbar machen, wenn Sojaprodukte einen großen Anteil in der Ernährung ausmachen oder wenn sie in isolierter Form aufgenommen werden. Die Wirkungen dieser Stoffe im Säuglingsalter ist bislang kaum untersucht. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät deshalb, Sojanahrung für Säuglinge nur bei begründeter Indikation einzusetzen, z.B. bei einer angeborenen Laktoseintoleranz. Französische Gesundheitsbehörden empfehlen sogar, Kindern unter drei Jahren gar keine Sojaprodukte zu geben.

Auch sojahaltige Nahrungsergänzungsmittel sind nicht unumstritten. So werden Präparate mit Soja- oder Rotkleeextrakten oft gegen Wechseljahresbeschwerden, manchmal auch zum Schutz vor Brustkrebs empfohlen. Laut Prof. Kulling gibt es aber - abgesehen davon, dass diese Wirkungen nicht belegt sind - Hinweise aus Tierversuchen, dass Phytoöstrogene in dieser Lebensphase unter bestimmten Voraussetzungen auch eine brustkrebsfördernde Wirkung haben könnten.

Prof. Gerhard Eisenbrand von der technischen Universität Kaiserslautern erläuterte, dass je nach Konzentration der Wirkstoffe im Organismus unterschiedliche Stoffwechselwege beschritten werden: Bei geringen Konzentrationen entstehen meistens harmlose Endprodukte, bei hohen Konzentrationen können sich dagegen auch gesundheitsschädliche Effekte ergeben. Die Anwendung in angereicherter Form ist daher mit der natürlichen Aufnahme nicht vergleichbar. Es sind keine negativen Wirkungen zu erwarten, wenn Sojaprodukte als normaler Bestandteil der Kost verzehrt werden. (27.07.07)

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