© MariaTkach/iStock/Getty Images Plus
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Nicht weggucken

  • 28.02.2022
  • News
  • Udo Maid-Kohnert

Am 24. Februar haben wir in der Redaktion wie üblich Manuskripte bearbeitet und mit AutorInnen Inhalte der kommenden Ausgaben abgestimmt. Am 24. Februar hat das Regime von Vladimir Putin die Ukraine angegriffen und mit Krieg überzogen.

Wenn an dieser Stelle in der Vergangenheit politische Themen aufgegriffen wurden, ging es in der Regel um Verbraucherschutz, Lebensmittelsicherheit oder um Klimaschutz und Ernährungsweise. Weltpolitik war bestenfalls indirekt betroffen. Zum guten Stil wissenschaftlicher Arbeit gehören eben politisch neutrale Sachlichkeit und in den meisten Fällen auch gute Zusammenarbeit über die Grenzen von Ländern und politischen Systemen hinweg.
Die ERNÄHRUNGS UMSCHAU gehört nicht zu den hochauflagigen Meinungsbildnern, von daher könnten wir an dieser Stelle business as usual betreiben. Oder es wäre ein Leichtes, über Ernährungsthemen eine Brücke zum Konflikt in der Ukraine zu schlagen: Die Ukraine gehört zu den zehn größten Getreideproduzenten der Welt. Das ukrainische Ackerland entspricht gut einem Viertel der Agrarflächen, die es in der gesamten EU gibt.1 Der aktuelle Konflikt beeinflusst über die Energiepreise und Handelsembargos die Kosten für Stickstoffdünger, sodass Bauernpräsident Rukwied bereits den europäischen Green Deal hinterfragt.2
Aber das sind Randthemen: Als Redaktionsteam sind wir davon überzeugt, dass unsere wichtigsten Ressourcen nicht Gas, Kohle oder Ammoniumnitrat, sondern Meinungsfreiheit, Demokratie, Menschenrechte und nicht zuletzt ein empathischer Umgang miteinander sind.3 Nur dann ist Gesundheit als „Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“4 möglich. Nur dann gibt es auch Kreativität, um Herausforderungen wie den Klimawandel anzugehen. Wir sind daher in Gedanken5 bei den Menschen, die in der Ukraine um ihr Leben kämpfen oder – weltweit – auf der Flucht sind. Und auch bei den Menschen in Russland, die Gewalt und Krieg ablehnen. Wir sind auch nochmals nachdenklicher geworden, was die „Selbstverständlichkeit“ unseres westlichen Lebensstandards angeht, der in nicht geringem Maße auf paktierendem Umgang mit korrupten Regimen, auf Kinderarbeit und Billiglohn basiert. Sehen Sie liebe Leserinnen und Leser es uns also nach, wenn Sie im kommenden Heft ein paar Druckfehler mehr als sonst entdecken. Es gibt wichtigere Dinge!

Ihr Redaktionsteam der ERNÄHRUNGS UMSCHAU

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1 www.tagesschau.de/wirtschaft/ukraine-die-kornkammer-europas-101.html 
2 Neue Osnabrücker Zeitung 26.2.2022: Bauernverband: EU muss Agrarpolitik angesichts des Ukraine-Krieges hinterfragen
3 Siehe auch den Aufruf der Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Solidarität mit Partnern in der Ukraine – Konsequenzen für die Wissenschaft: www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/allianz/220225_statement_allianz_ukraine.pdf 
4 WHO-Definition Gesundheit
5 und soweit es geht auch in Taten, z.B. durch Spenden

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