25 Jahre Arbeitskreis Jodmangel: Aktive Prävention von Jodmangelerkrankungen

  • 28.09.2009
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  • Redaktion

Am 23. April 2009 fand anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Arbeitskreises Jodmangel in München eine Presseveranstaltung statt. Referenten waren Prof. Dr. ROLAND GÄRTNER aus München und Prof. Dr. THOMAS REMER, Dortmund.

Die Begrüßung erfolgte durch den langjährigen Vorsitzenden des Arbeitskreises Jodmangel, Herrn Prof. Dr. Dr. Peter C. SCRIBA, München, Grußworte sprachen Prof. Dr. Thomas GUDERMANN, Vorstand des Walther-Straub-Instituts und past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, sowie Prof. Dr. Hans HAUNER, Leiter des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin. Die Veranstaltung erfreute sich eines lebhaften Medieninteresses und zeigte die Bedeutung, die einer ausreichenden Jodversorgung zukommt.

Insgesamt lässt sich die Jodversorgung in Deutschland als nahezu ausreichend beschreiben, stellte Prof. Dr. Thomas REMER vom Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund, aufgrund der Ergebnisse aktueller Studien fest [1]. Jedoch sind trotz der Erfolge in den letzten 25 Jahren weiterhin etwa 7 Prozent der Kinder einem schweren Jodmangel ausgesetzt, wie die Ergebnisse der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ergab. Darüber hinaus ist der Einsatz von jodiertem Salz in der Lebensmittelindustrie und in Bäckerei- und Fleischereibetrieben zurückgegangen.

Dies bestätigte auch Prof. Dr. Roland GÄRTNER, Leiter der endokrinologischen Ambulanz der Medizinischen Klinik Innenstadt der Universität München und derzeitiger Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel. Während im Jahr 2004 der Jodsalzanteil in der Lebensmittelindustrie noch bei 35% lag, sind es heute nur noch 29%. Die WHO empfiehlt jedoch einen Anteil von mindestens 70%. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so würde die derzeit fast ausreichende Jodversorgung in Deutschland unweigerlich von einem erneuten Jodmangel gefolgt. Die Experten waren sich einig, dass etwa alle 5 Jahre eine bundesweite Erhebung der Jodversorgung durchgeführt werden sollte, wie dies in der KiGGS-Studie erfolgt ist.

Während der 25 Jahre seines Bestehens hat der Arbeitskreis Jodmangel erfolgreich die Jodversorgung in Deutschland verbessert. Damals stufte die WHO den Jodmangel der Erwachsenen in Deutschland mit dem Schweregrad II ein, bei Kindern und Jugendlichen wurde sogar der Grad III festgestellt [2]. Auf Vorschlag der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie wurde im Jahre 1981 die Neufassung der Diätverordnung durchgesetzt, der Jodgehalt im Speisesalz wurde von 3-5 mg auf 15-25 mg Jod pro Kilogramm angehoben. Da jedoch dieses Salz den Warnhinweis „nur bei ärztlich festgestelltem Jodmangel“ tragen musste, stieg der Jodsalzverbrauch nicht merklich.

Deshalb wurde unter Federführung von Prof. D. HÖTZEL durch die Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im April 1984 der Arbeitskreis Jodmangel gegründet. Damit begann eine intensive und vielfältige Informationsarbeit zu Schaffung eines Jodbewusstseins in der Bevölkerung. Der Erfolg stellte sich bald ein, über 80 Prozent der deutschen Haushalte verwenden heute jodiertes Speisesalz. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass sich die Jodversorgung der Bevölkerung verbessert hat [3, 4, 5]. Dies ist auch den Initiativen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und den Verantwortlichen auf politischer und fachlicher Ebene zu verdanken, mit denen der Arbeitskreis Jodmangel eng kooperiert.

Hierdurch konnten gesetzgeberische Initiativen stimuliert werden und die rechtlichen Voraussetzungen für einen breiten Einsatz und Verbrauch von jodiertem Speisesalz geschaffen werden. So ist Jodsalz seit 1989 nicht länger ein diätetisches Lebensmittel, sondern Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs. Seit 1991 ist zudem die Verwendung von Jodsalz als jodiertes Nitritpökelsalz für die Herstellung von Wurst- und Fleischwaren zugelassen. Ferner wurde die rechtliche Voraussetzung für die Anreicherung von Säuglingsmilch und Säuglingsbreinahrung geschaffen.

Da die Verwendung von jodiertem Speisesalz in Deutschland auf freiwilliger Basis erfolgt, ist die intensive und konsequente Aufklärungsarbeit weiterhin wichtig. Aus diesem Grunde sind alle im Bereich der Ernährungsberatung und Ernährungsaufklärung tätigen Fachkräfte unverzichtbare Informanten, die einen Rückfall in den Jodmangel in Deutschland verhindern können.
Literatur
[1] Remer T (2009) Is iodine intake in Germa¬ny almost adequate or even optimal and do nonalcoholic beverages relevantly contribute to iodine status? Eur J Nutr
[2] Habermann J, Heinze HG, Horn K et al. (1975) Alimentärer Jodmangel in der Bundes¬republik Deutschland. Dtsch Med Wochenschr 100: 1937-1945
[3] Völzke H (2007) Epidemiologie des Jod¬mangels in Deutschland – Verbreitung, Folgen und Möglichkeiten der Prävention. Präv Ge¬sundheitsf 2007 - 2: 149-152
[4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE (Hrsg.)(2008) Ernährungsbericht 2008, 93 - 98
[5] Scriba, PC et al.(2007): Arbeitskreis Jodmangel. Prävention und Gesundheitsförderung, 2, 141-190. Quelle: Olaf Adam, Thomas Gudermann Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (28.09.09)

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