© blueringmedia/123rf.com
© blueringmedia/123rf.com

(DGFF (Lipid-Liga) e. V) Stellungnahme zur neuen ACC/AHA-Behandlungsstrategie der „prozentualen LDL-Cholesterinsenkung“

  • 31.01.2014
  • News
  • Redaktion

Die beiden kardiologischen Fachgesellschaften American Heart Association (AHA) und American College of Cardiology (ACC) haben eine neue Leitlinie zum Einsatz von Statinen herausgegeben [1]. Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. vertritt hierzu eine eigene Position, die sie kürzlich veröffentlichte.

Die Leitlinie der AHA/ACC basiert auf der Analyse der Ergebnisse großer randomisierter Studien. Statine werden in der Leitlinie sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention als hochgradig effektiv für die Absenkung der Raten von kardiovaskulären Erkrankungen angesehen. Mit dem Argument, dass in allen Studien Standarddosen von Statinen eingesetzt wurden und keine Titration nach Zielwerten erfolgte, werden keine Empfehlungen für Zielwerte von LDL-Cholesterin mehr gegeben. Zur Bewertung des individuellen kardiovaskulären Risikos wird ein online verfügbarer Kalkulator benutzt und eine Statin-Therapie im Rahmen der Primärprävention bei einem Risiko ≥ 7,5 %, in den nächsten 10 Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, empfohlen. Hierbei werden die Patienten in vier Behandlungsgruppen eingeteilt. Die Therapie erfolgt dann mit entsprechend festen Statin-Dosen.

Der Lipid-Liga (DGFF) zufolge ist diese Behandlungsstrategie in keiner Weise vereinbar mit dem Grundprinzip der „personalisierten Medizin“. Der Patient ließe sich nicht in ein reines Statinraster einordnen. Die Europäischen (ESC/EAS) Leitlinien mit Zielwerten für das LDL-Cholesterin in der täglichen Praxis haben sich bewährt und sollten daher beibehalten werden.

Wenn auch die Verfechter der neuen US-Guideline die fehlende Evidenz als Hauptargument gegen die bisherige LDL-Cholesterin-Zielwertstrategie anführen, so sollte das Behandlungsergebnis „die Reduktion kardialer Ereignisse“ als „nachgereichte“ Evidenz dieser LDL-Zielwerttherapie bewertet werden. Unabhängig davon richtet sich die neue US-Behandlungsstrategie ausschließlich auf eine Indikation: die isolierte LDL-Cholesterinerhöhung. Wenngleich die isolierte LDL-Hypercholesterinämie sehr häufig in der Bevölkerung vorkommt, so ist davon auszugehen, dass daneben besonders die isolierte Hypertriglyzeridämie und die gemischte Hyperlipoproteinämie eine hohe Prävalenz haben. Ebenfalls häufig sind weitere klassische Dyslipoproteinämien.

Fazit für die Praxis: Nach den geltenden Richtlinien orientiert sich die Therapieentscheidung am Gesamtrisiko des Patienten [2]. Der klinische Erfolg der Statin-Therapie hängt aber sowohl vom LDL-Cholesterin vor der Therapie als auch von der erreichten Absenkung des LDL-Cholesterins ab. Zur zielwertorientierten Anpassung der Dosierung von Statinen gibt es aus ethischen Gründen keine Alternative. Die European Atherosclerosis Society hat in einer Stellungnahme die neuen amerikanischen und die im Jahre 2011 publizierten Europäischen Leitlinien gegenübergestellt und kommt zu den gleichen Schlüssen.
Literatur:
1. Stone NJ, Robinson J, Lichtenstein AH et al. (2013) ACC/AHA Guideline on the Treatment of Blood Cholesterol to Reduce Atherosclerotic Cardiovascular Risk in Adults: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines. Circulation. [published online November 12, 2013]
2. Klose G (2011) Möglichkeiten und Grenzen der modernen Lipidtherapie. Der Internist, Februar 2011: 6
Quelle: Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V., Pressemeldung November 2013 (31.01.14)

Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
Alternative Ernährungsformen weiter
MEDPass oder herkömmliche Verabreichung von oraler Nahrungssupplementation weiter
Diagnose-Tool für Schluckstörungen bei älteren Patient*innen: Vergleichsstudie belegt hohe... weiter
Mehr Schein als Sein: Nahrungsergänzungsmittel „made in Germany“ weiter