Leberbiopsien mit verschiedenem Grad der Leberfettansammlung
Mikroskopische Aufnahmen von Leberbiopsien mit verschiedenem Grad der Leberfettansammlung. NASH: non-alcoholic steatohepatitis. (Foto: DIfE)

Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE): Wie Protein vor Leberfett schützt

Frau Dr. Ramich, da das Thema High vs. Low Protein ja immer wieder für Kontroversen sorgt, hätte ich zur Einordnung dieser Arbeit vier Fragen: Die Studie wurde an „patients with morbid obesity and NAFLD“ durchgeführt. Sehen Sie aufgrund dieser Ergebnisse eine Relevanz auch für die „gesunde“ Normalbevölkerung hinsichtlich der Empfehlungen für die Proteinzufuhr?

Ramich: Tatsächlich wurde die Studie an Patienten mit schwerer Adipositas und NAFLD durchgeführt. In unserer vorherigen Studie [2] konnten wir auch die Effektivität der proteinreichen Diät für die Reduktion der Leberfett bei Probanden mit Typ 2 Diabetes demonstrieren. Für gesunde Menschen sind unsere Ergebnisse eher weniger relevant, weil sie i. d. R. nicht an Fettleber leiden.

Die Hochproteindiät Ihrer Studie basierte überwiegend auf tierischen Protein. Sie sprechen zugleich die Arbeit „Isocaloric diets high in animal or plant protein reduce liver fat and inflammation …“ an. Welche Aspekte sind bei der Auswahl pflanzlicher Proteine zu beachten?

Ramich: Bei Auswahl pflanzlicher Proteine muss man beachten, dass man alle unentbehrlichen Aminosäuren in ausreichenden Mengen konsumiert. Eine ausgewogene Lebensmittelauswahl ermöglicht es, den Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren durch pflanzliche Proteine optimal zu decken. Wird Getreide beispielsweise zusammen mit Hülsenfrüchten oder Nüssen verspeist, so können geringere Mengen unentbehrlicher Aminosäuren des einen Lebensmittels durch das andere hervorragend ergänzt werden.

Zwischen 30 En% und 10 En% Protein wie in der Studie eingesetzt ist ein großer Unterschied. Haben Sie bereits Hinweise/Daten, ab welchem Proteinanteil die Effekte deutlich werden? Gibt es einen Schwellenwert/Umschlagpunkt der Stoffwechselregulation oder sehen Sie da ein Kontinuum?

Ramich: In unserer Studie wurde auch eine Referenzgruppe von Probanden mit moderater Proteinzufuhr (20–22 EN%) untersucht, die auch effektiv das Leberfett reduzierte. Deswegen kann man vermuten, dass mindestens ab diesem Proteinanteil die Effekte deutlich werden.

Sehen Sie für Ernährungsempfehlungen einen Zielkonflikt zwischen „High (animal) protein“ als gesundheitsförderlicher Empfehlung für bestimmte Zielgruppen und dem Klima-Aspekt einer weltweit zu hohen Fleischproduktion?

Ramich: Einen gewissen Konflikt kann man sehen, sofern der Proteinkonsum in Form von Fleisch und evtl. Milchprodukten erfolgt. Wie aber oben erwähnt, kann Pflanzenprotein aber genauso effektiv sein. Außerdem werden aktuell andere Quellen für tierisches Protein entwickelt, z.B. Insektenprotein. Das kann ressourcenschonender sein.

Frau Dr. Ramich, vielen Dank für diese Informationen!
(Das schriftliche Interview führte Dr. Udo Maid-Kohnert)

 

Literatur

  1. Xu C, Markova M, Seebeck N, et al.: High-protein diet more effectively reduces hepaticfat than low-protein diet despite lower autophagy and FGF21 levels. Liver Inter 2020; in press (E-pub ahead of print) [Open Access] [https://doi.org/10.1111/liv.14596]
  2. Markova M, Pivovarova O, Hornemann S et al.: Isocaloric Diets High in Animal or Plant Protein Reduce Liver Fat and Inflammation in Individuals With Type 2 Diabetes. Gastroenterol 2017; 152(3): 571–85.e8, February 01, 2017

Quelle: DIfE, Pressemeldung vom 10. August 2020

Das könnte Sie interessieren
Wie kann die Implementierung des prozessgeleiteten Arbeitens in die Praxis der... weiter
Immunsystem: Entzündungsreaktion und Infektionsabwehr nach Nahrungsaufnahme weiter
Studium Food Chain Environments: Hochschule Neubrandenburg setzt neue Maßstäbe weiter
MIND-Diät und Demenz weiter
Ethik in der Diätetik weiter
Viele gute Vorträge mit Praxisbezug und ein Fehlgriff weiter