Zinkmangel, ein oft verkanntes Problem im Alter

Walter O. Seiler, Peter Itin, Hannes B. Stähelin, Basel

Zink ist ein essentieller Mikronährstoff. Seine entscheidende Bedeutung geht daraus hervor, dass es einen zentralen Bestandteil zahlreicher Enzyme bildet. Dazu gehören DNA- und RNA-Polymerase, t-RNA-Synthetase, Desoxyribonucleotidyl-Transferase, Ribonuclease, Thymidinkinase, Reverstransscriptase, Nucleosidphosphorylase und etwa 200 weitere Enzyme . Alle Prozesse, die eine Eiweiß-Synthese erfordern, wie z. B. Zellproliferation, Zellwachstum, Wundheilung, Körperwachstum und Rekonvaleszenz nach Krankheit und Katabolismus , sind zinkabhängig und verlieren bei Zinkmangel an Dynamik. Darunter leidet die gesamte Proteinsynthese. Daher sollte im Alter die Nährstoffkonzentration rechtzeitig umgekehrt proportional zur Abnahme der täglichen Verzehrsmenge mit Proteinen, Vitaminen und Spurenelementen – insbesondere mit Zink – angereichert werden. Für eine erfolgreiche Ernährungstherapie muss aber der Stoffwechsel von katabol auf anabol konvertiert werden. Dies bedeutet, die Ursachen des Katabolismus therapeutisch anzugehen.

Mit Zinkmangel kombinierte Malnutrition ist eine der häufigsten Komorbidität im Alter. Die Ursachen sind Krankheiten oder Zustände wie Infektionen, Traumata, Depression, Magen-Darm-Läsionen, Alkoholismus und Medikamente, die eine katabole Zytokinkaskade induzieren. Das katabole Zytokinmuster mit Interleukin 1&946;, Interleukin 6 und TNF-alpha, sowie mit Kortisol und Adrenalin schaltet den Metabolismus auf katabol um. Die Folgen sind u. a. Appetitlosigkeit, Abneigung gegen Fleischverzehr, Glukoneogenese und Abbau von Muskelproteinen.

Dadurch kommt es zur Abnahme der täglichen Nahrungsmengen, zu geringeren Essportionen, zu fleischarmer bis fleischloser Ernährung und innerhalb weniger Wochen zur einer Protein-Energie-Malnutrition mit Zinkmangel. Anfänglich sind die Symptome des Zinkmangels diskret, unspezifisch und kaum zu diagnostizieren. Später treten Symptome auf, die Zinkmangel bereits klinisch vermuten lassen: Appetitverlust, Gewichtsabnahme, periorifizielle Ekzeme, schuppige, trockene Hautekzeme, gestörter Geschmacks- und Geruchssinn, Zunahme der Infektionshäufigkeit, Anämie, dünne, spröde Haare, Stomatitis, Glossitis, Depression, Stimmungslabilität, Apathie und Demenz.

Die gemeinsame Bestimmung der Plasmazinkonzentration mit einer Reihe weiterer biochemischer Ernährungsparameter ermöglicht eine exakte Diagnostik des Ausmaßes der Malnutrition und des Zinkmangel. Sie ist für die maßgeschneiderte Planung der Ernährungstherapie unerlässlich. Bei rechtzeitig einsetzender Ernährungstherapie und Zinksupplementierung heilen die beschriebenen Hautveränderungen ab. Die übrigen Symptome benötigen dazu Wochen und Monate. Die Rückkehr des Appetits und die Normalisierung der Nahrungsaufnahme kündigen die Umstellung des Stoffwechsels von katabol auf anabolen an.

Um Malnutrition und Zinkmangel im Frühstadium nicht zu übersehen, sollten bei geriatrischen Patienten zumindest bei der medizinischen Erstuntersuchung, routinemäßig biochemische Ernährungsparameter und die Plasma-Zink-Konzentration bestimmt werden. EU07/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 07/02 ab Seite 260.

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