Aktuelles Interview: Lipidstoffwechsel

Der Lipidstoffwechsel des Menschen ist ein noch nicht ausdiskutiertes Thema. "Lipid im Ei bremst Aufnahme von Cholesterin" lautete eine Überschrift in den Medien. Dies soll erklären, warum Studien keinen Zusammenhang zwischen den Serumcholesterinwerten und dem Konsum von Eiern entdecken konnten. Ist das wirklich so? Wir befragten dazu den Fettstoffwechselexperten und Vizepräsidenten der DGE, Prof. Dr. Günther WOLFRAM.


Herr Professor Wolfram, wie sensibel reagiert der Blutcholesterinspiegel auf die Cholesterinzufuhr mit der Nahrung?

Nahrungscholesterin hat auf die Konzentration des Cholesterins im Plasma einen deutlich geringeren Einfluss als z. B. langkettige gesättigte Fettsäuren. Insofern sollte man den Cholesteringehalt der Kost nicht überbewerten, eine zu hohe Cholesterinzufuhr aber vermeiden.

Ab wann beurteilen Sie einen Cholesterinspiegel im Plasma als zu hoch?

Eine erhöhte LDL-Cholesterinkonzentration im Plasma ist ein gesicherter Risikofaktor für den Herzinfarkt. Auf Grund epidemiologischer Untersuchungen kann man einer bestimmten Cholesterinkonzentration im Plasma und der Existenz weiterer Risikofaktoren ein bestimmtes Koronarrisiko zuordnen. In Abhängigkeit davon gelten folgende Konzentrationen des LDL-Cholesterins als Zielwerte:

- 160 mg/dl bei keinem weiteren Risikofaktor,

- 130 mg/dl bei einem und mehr zusätzlichen Risikofaktoren,

- 100 mg/dl bei bestehender Koronarkrankheit.

Das HDL-Cholesterin sollte nicht unter 35 mg/dl liegen. Zu berücksichtigen ist, dass mit zunehmendem Alter die Cholesterinkonzentration im Blut ansteigt, da die Aktivität des LDL-Rezeptors abnimmt. Es hängt also vom individuellen Niveau der Cholesterinkonzentration im Plasma ab, ob im Alter Werte erreicht werden, die das Koronarrisiko erhöhen. Ist dies der Fall, sollte man seine Ernährung umstellen.

Nun besteht eine "herzfreundliche" Ernährung nicht nur darin, auf den Cholesteringehalt der Nahrung zu achten, sondern insbesondere auch auf deren Fettgehalt und die Zusammensetzung des Fettes. Es gibt Richtwerte für die Fettzufuhr, die zwischen 20 und 40 % liegen. Was halten Sie von 20 und was von 40 %?

Fettempfehlungen von 20 oder 40 % sind extrem und nicht hilfreich. Ein Richtwert von 20 % der Energie als Fett bedeutet eine hohe Kohlenhydratzufuhr mit dem Risiko einer kohlenhydratinduzierten Hypertriglyzeridämie, besonders ausgeprägt bei Übergewicht. Außerdem ist es schwierig, mit dieser geringen Fettmenge die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen sicherzustellen. Bei einem größeren Energiebedarf hat eine Kost mit 20 % der Energie als Fett eine zu geringe Energiedichte und ein zu großes Volumen. Demgegenüber sind 40 % der Energie als Fett eindeutig zu hoch und begünstigen bei der üblichen geringen körperlichen Aktivität die Entwicklung einer Fettsucht. Angesichts der Häufigkeit des Übergewichts bei 50 % der Erwachsenen in Deutschland ist deshalb ein Richtwert von 30 % der Energie als Fett angemessen. EU04/02

Das vollständige Interview finden Sie in Ernährungs-Umschau 04/02 ab Seite B 13.

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