Ernährung und Immunsystem

Berthold Gaßmann, Bergholz-Rehbrücke

In der Bundesrepublik Deutschland gelten etwa 30 % der Erkrankungen als ernährungsbedingt. Sie verursachen Kosten, die auf jährlich 75 Mrd. € hochgerechnet worden sind. Als Ursache dieser Erkrankungen wird vielfach eine pathologische Immunrektion des Organismus auf Lebensmittel-Antigene angesehen. Voraussetzung effektiver Immunantworten auf solche Antigene ist eine vollwertige Langzeiternährung. Ist die Ernährung mangelhaft, wird man leicht und besonders im Alter anfällig für Infektionskrankheiten und für Komplikationen, die nach chirurgischen Eingriffen auftreten. Die durch eine Reihe bestimmter Nahrungsinhaltsstoffe gekennzeichnete "Immunonutrition" entwickelt sich zunehmend zu einem Therapiekonzept, mit dem sich die Immunreaktion verbessern sowie die Dauer der Intensivbehandlung verkürzen und die Überlebensrate von Schwerstkranken erhöhen lassen sollen. Dementsprechend finden Diätansätze zur Stärkung des Immunsystems immer mehr Eingang in die klinische Ernährungsberatung. Speziell gilt dies für Krankheitsbilder, die mit einer Immunschwäche einhergehen.

Im vorstehenden Sinne dominierten diagnostische und therapeutische Aspekte auf einem interdisziplinären Kongress über "Ernährung und Immunsystem". Dieser wurde in Berlin am 15./16. Februar von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin gemeinsam mit 14 weiteren einschlägigen Akademien, Arbeitsgemeinschaften, Berufsverbänden, Gesellschaften und Vereinen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz veranstaltet. Insgesamt wurden 36 Vorträge gehalten. Auf jeden davon einzugehen, ist nicht möglich. Im Folgenden wird versucht, Wesentliches abstrahierend zusammenzufassen.

Ernährung und gastrointestinale Erkrankungen

Im Verdauungstrakt hat die aufgenommene Nahrung maßgeblichen Einfluss auf die intestinale Barriere, die Darmflora und das Immunsystem. Der Darm verfügt über eine natürliche Barrierefunktion und ist mit einem komplexen lymphatischen System vernetzt. Dieses gewährleistet, dass der kontinuierliche Fluss an Antigenen immunologisch erkannt und eine adäquate Immunantwort eingeleitet werden. Gegenüber Antigenen aus der Nahrung oder der autologen Mikroflora sollte eigentlich eine immunologische Toleranz bestehen. Normalerweise verhindert die eingeschränkte Permeabilität der Darmwand den Übergang von krankheitserregenden Bakterien und Toxinen in den Blutkreislauf. Biomarker für die Permeabilität sind Zuckeralkohole, speziell Mannitol (M), und dessen Verhältnis zur nicht permeablen Lactulose (L). Auf den L/M-Quotienten nachteilig wirken sich Stress, starkes Hungern, Parasitenbefall, Keimüberwucherungen sowie Zöliakie, M. Crohn, Colitis ulcerosa und andere durch BSG-Beschleunigung nachweisbare Entzündungen aus. Als vorteilhaft wird u. a. der diätetische Einsatz von probiotischen Laktobazillen und Bifidobakterien oder Glutamin angesehen.

Auf die verschiedenen Intestinalkeime reagiert das Immunsystem allerdings ganz unterschiedlich. So kann es einerseits durch nicht pathogene Keime unter Ausbildung charakteristischer Zytokinmuster stimuliert werden. Andererseits erteilt es eine proinflammatorische Antwort nicht nur auf pathogene Stämme. Wird das individuelle mikroökologische Gleichgewicht im Darm infolge einer Behandlung mit Antibiotika aufgehoben, kommt es leicht zu Störungen der Immunabwehr. EU04/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 04/02 ab Seite 153.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter