Gestörtes Essverhalten und Essstörungen im Leistungssport

Anorexia athletica, Anorexia nervosa und Bulimia nervosa

A. Schek, Gießen

Medien haben sich wiederholt mit Fällen von Magersucht im Leistungssport beschäftigt, ausführlich beispielsweise mit der amerikanischen Kunstturnerin Christy Henrich, die mit einem Körpergewicht von 27 kg bei einer Körpergröße von 1,45 m verstarb. Das Interesse am anorektischen Verhalten im Leistungssport spiegelt sich auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen wieder. Eine zentrale Fragestellung ist, ob der Sport Individuen anzieht, die an Essstörungen leiden, ob die Teilnahme am Sport diese verursachen oder sportliche Aktivität die Entwicklung von Essstörungen bei prädisponierten Personen begünstigen kann.
Unstrittig ist, dass Essstörungen unter Athleten häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung, Essgestörte überdurchschnittlich oft in Sportarten anzutreffen sind, in denen Schlankheit die Leistung beeinflusst, die Häufigkeit des Auftretens von Essstörungen in den letzten 30 Jahren zugenommen hat und die Tendenz dazu bei Männern steigend ist. Der folgende Beitrag legt dar, dass psychosomatische Essstörungen wie Anorexia und Bulimia nervosa im Leistungssport nur bei entsprechender Prädisposition auftreten, wogegen ein gestörtes Essverhalten im Sinne einer "Anorexia athletica" sich auf der Basis einer leistungssportbezogenen Überbewertung von Schlankheit entwickeln kann.

Im Leistungssport wie in der Allgemeinbevölkerung sind überwiegend Frauen von gestörtem Essverhalten und Essstörungen (Anorexia und Bulimia nervosa) betroffen. Die Anroexia athletica ist gekennzeichnet durch ein mehr als 5 % unter der Norm liegendes Körpergewicht, übertriebene Angst vor Gewichtszunahme, Nahrungsrestriktion und Magen-Darm-Beschwerden. In einer Studie an 522 norwegischen Elite-Athletinnen und 448 Kontrollpersonen wurden 5 % der Nichtsportlerinnen und 18 % der Sportlerinnen als Essgestört eingestuft. Das größte Risiko bestand in ästhetischen, Ausdauer- und Gewichtsklassen-Sportarten. Insgesamt litten 1,3 % der Sportlerinnen an Magersucht und 8 % an Fress-Brech-Sucht.

Diese psychosomatischen Erkrankungen müssen interdisziplinär (Psychotherapeut, Arzt, Ernährungsberater) behandelt werden, um die sog. athletische Triade - das gleichzeitige Auftreten von Essstörung (Mangelernährung), Amenorrhoe und Osteoporose - zu verhindern. Bei der Anorexia athletica sind Remissionen ohne ärztliches Einschreiten möglich. Bei prädisponierten Personen ist allerdings ein Abgleiten von der athletischen Anorexie in eine manifeste Essstörung möglich. Daher müssen erste Anzeichen für gestörtes Essverhalten richtig gedeutet werden. Eine zentrale Rolle kommt der Aufklärung zu. Den Sportlern muß bewußt gemacht werden, wie bedeutsam eine energiebedarfsdeckende Ernährung für die Gesundheit und die sportliche Leistungsfähigkeit ist. EU01/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 01/02 ab Seite 10.

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