Hepatitis C und Stillen

Nationale Stillkommission, Berlin

Das Hepatitis-C-Virus gehört zu den Flaviviren und wird wie das Hepatitis-B-Virus (HBV) und das Humane-Immundefizienz-Virus (HIV) vorwiegend durch Blut übertragen. Man schätzt, dass in Deutschland die Indizenz der Infektion derzeit bei ca. 0,6 % liegt. Vor allem i.v.-Drogenabhängige (ca. 90 % HCV-positiv) und Dialysepatienten (ca. 10 % HCV-positiv) haben das größte Infektionsrisiko. Die HCV-Infektion bleibt lange unbemerkt. Bei 60–80 % der Patienten wird die Erkrankung chronisch, bei der Hälfte entwickelt sich eine Leberzirrhose und bei ca. 10 % nach 15–30 Jahren ein Leberkarzinom.


Seit der Untersuchung aller Blutspenden auf HCV (seit 1990) spielt die Bluttransfusion eine untergeordnete Rolle bei der Infektionsübertragung. Überlegungen zur Prävention sind schon im Kindesalter angebracht, da das Hepatitis-C-Virus auch peripartal von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann. Die Übertragung erfolgt vorwiegend während der Geburt, seltener in der Spätschwangerschaft. Der Einfluss von Wehen bei der Transmission ist kürzlich in die Diskussion geraten; nachdem in einer Studie eine niedrigere Transmission nach primär durchgeführtem Kaiserschnitt als nach Wehenbeginn festgestellt wurde. Ob die Hepatitis C durch Stillen übertragen wird, ist weitgehend unklar. Es wird zunehmend HCV-infizierte Mütter geben, die wegen der nutritiven, antiinfektiösen, immunologischen und psychosozialen Vorteile und wegen der positiven gesundheitlichen Langzeiteffekte des Stillens gegenüber der Flaschennahrung ihr Kind stillen möchten und nach entsprechender Beratung fragen.

Zur Beratung einer stillwilligen Mutter mit Hepatitis C sollte der Arzt das Folgende wissen:

- Die Inzidenz der Infektion von Neugeborenen von HCV-RNA-positiven Müttern beträgt 3–7 % (0–18 %) und ist mit ca. 14 % (5–36 %) jedoch deutlich höher, wenn die Mutter gleichzeitig HIV-infiziert ist. Ein erhöhtes Übertragungsrisiko eines bestimmten HCV-Genotyps konnte nicht gefunden werden.

- Die Übertragung erfolgt selten intrauterin, meist während der Geburt (Nabelschnurblut HCV-RNA neg.), auch eine postpartale Transmission ist möglich.

- Das Übertragungsrisiko steigt proportional zur Viruslast. Ein sicherer Grenzwert ist jedoch auf Grund wechselnder Virämie nicht anzugeben.

- Wenn die Mutter HCV-Antikörper-positiv (anti-HCV), aber HCV-RNA negativ war, wurde keine Transmission beobachtet.

- Ein Neugeborenes, das HCV-RNA positiv ist, kann auch wieder negativ werden.

Die nicht infizierten Kinder verlieren die mütterlichen Antikörper erst nach dem ersten Lebensjahr.EU01/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 01/02 ab Seite B 1.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter