Editorial 08/08: Obst und Gemüse – Multitalente in Sachen Gesundheitsschutz?

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
Chefredakteurin

Rot, gelb, grün, blau – nicht nur die Vielfalt der Farben von Gemüse und Obst ist enorm, sondern auch die Zahl der Inhaltsstoffe, die die Gesundheit schützen, z. B. die sekundären Pflanzenstoffe.
Hinter dem Begriff „Sekundäre Pflanzenstoffe“ verbergen sich mehr als 100 000 verschiedene Substanzen. Viele davon haben nachweislich einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Die Wirkprofile und vor allem der Bedarf vieler sekundärer Pflanzenstoffe sind jedoch bisher noch unbekannt und werden gegenwärtig intensiv erforscht.

Sekundäre Pflanzenstoffe haben vielfältige Aufgaben: Zum Beispiel dienen sie den Pflanzen als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde. Ausgehend vom traditionellen Verständnis der Nährstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe für den Menschen nicht essenziell, sie beeinflussen jedoch eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen. Die genaueren Hintergründe sind jedoch noch nicht hinreichend geklärt.

Vielleicht beeinflussen sich die sekundären Pflanzenstoffe gegenseitig, möglicherweise wirken einige nur dann schützend, wenn sie zusammen mit den in Obst und Gemüse vorhandenen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen verzehrt werden? Zurzeit gibt es daher keine wirkliche Alternative zu Obst und Gemüse. Obst, Gemüse – inklusive Hülsenfrüchte – und Vollkornprodukte sollten die Basis unserer Ernährung bilden.

Weder Nahrungsergänzungsmittel mit einzelnen oder Gemischen von verschiedenen sekundären Pflanzenstoffen noch Nahrungsergänzungsmittel aus Gemüse- und Obstextrakten sind eine Alternative zum täglichen Verzehr von 5 Portionen Gemüse und Obst in roher und erhitzter Form. Das sind, in Mengen ausgedrückt, 650 g, die täglich verzehrt werden sollten. Ist das für die deutschen Verzehrsgewohnheiten eine realistische, also wirklich zu erreichende Zahl?

Menschen im Mittelmeerraum verzehren reichlich Obst und Gemüse, sie werden bisher gesünder älter und haben ein auffallend niedriges Risiko an Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen zu sterben. Dieser Unterschied wird der besonderen Nährstoffzusammensetzung der mediterranen Küche zugeschrieben. Leider verliert diese auch dort zunehmend an Anhängern, so dass Übergewicht etc. gerade im Mittelmeerraum zunimmt.

Epidemiologische und neue prospektive Studien weisen darauf hin, dass die traditionelle mediterrane Ernährung ggf. auch vor der Alzheimer Demenz schützen kann .

Noch ein Anreiz mehr, Obst und Gemüse in Ihren persönlichen Speiseplan mit einzuplanen und die mediterranen Essensgewohnheiten zu pflegen… Obst und Gemüse – Multitalente in Sachen Gesundheitsschutz?

Ihre

Heike Recktenwald

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