Tagung der SGE: Mythen und Fakten rund ums Trinkwasser

Spannendes zum Lebenselixier Wasser berichteten Experten auf der Mitgliederversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung .

Wie Stoffwechselexperte Prof. Ulrich KELLER vom Kantonsspital Basel in seinen Vortrag zur Bedeutung von Wasser erklärte, hält ein ausgeklügeltes System, das unter anderem den Druck und die Zusammensetzung des Blutes misst, den Wassergehalt des Körpers in engen Grenzen. Maximal einen Liter Flüssigkeit pro Stunde kann der Körper aufnehmen – wer in dieser Zeitspanne mehr verliert, dehydriert. Wer aber zuviel trinkt, belastet seine Nieren und lebt unter Umständen sogar gefährlich: Einige Marathonläufer, die ihren Flüssigkeitsverlust nur mit viel Wasser und ohne Natrium kompensierten, waren von einer „Überwässerung“ (Verdünnungs-Hyponatriämie) betroffen, die teilweise zu Lungen- und Hirnödemen führte. Einzelne Fälle endeten gar tödlich.

Doch wie viel sollte man trinken? Keine der aktuellen Empfehlungen basiert auf streng wissenschaftlichen Fakten. Gesichert ist: In sehr kalter und sehr warmer Umgebung steigt der Flüssigkeitsbedarf, ebenso bei körperlicher Aktivität. Und: Zu wenig trinken kann Nierensteine begünstigen, zu viel trinken die Nieren belasten. Die aktuelle Empfehlung der SGE zur Getränkeaufnahme liegt bei 1–2 Litern pro Tag. Nicht in dieser Empfehlung enthalten sind Milch, Saft, gezuckerte Getränke sowie Alkohol, denn diese Getränke werden nicht der Getränkestufe der Lebensmittelpyramide zugeteilt.

Prof. Emmanuel REYNARD vom Geographischen Institut der Universität Lausanne zeigte die globalen Zusammenhänge des Trinkwassers auf. In der Schweiz beträgt der Wasserverbrauch 160 Liter pro Kopf und Tag, in den USA sogar 400 Liter, in Entwicklungsländern hingegen nur 10 Liter. Laut REYNARD habe ein Achtel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu qualitativ einwandfreiem Trinkwasser, 2,5 Mrd. keinen Zugang zu sanitären Anlagen und 5 000 Kinder würden jeden Tag aufgrund von verschmutztem Wasser sterben. Nach Prognosen der UNO wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 auf über 9,1 Mrd. Menschen (aktuell 6,8 Mrd.) angestiegen sein, wobei die Zunahme vor allem in Entwicklungsländern stattfinden wird. Dies wird den Druck auf die Ressource Wasser weiter verschärfen. Da wegen des Klimawandels der Regen in vielen Regionen abnimmt, sei die Wasserknappheit sowohl ein klimatisches als auch ein demografisches Problem, so REYNARD.

Auf die Frage, wie See-, Grund- und Quellwasser trinkbar gemacht werden, ging Dr. Joachim LENZNER, Leiter von Betrieb und Unterhalt der Wasserversorgung Zürich, ein. Das Wasser wird mehrmals mit Ozon versetzt und durch verschiedene Filter geführt. Dadurch wird das Wasser so sauber, dass die Zugabe von Desinfektionsmitteln überflüssig wird. Mineralwasser brauche durchschnittlich tausendmal mehr Energie bei der Aufbereitung als Leitungswasser und koste auch etwa tausendmal mehr, schloss LENZNER seinen Vortrag mit gewichtigen Argumenten für das Leitungswasser.

Die Tagung wurde am 27. April 2010 im Vortragssaal der Wasserversorgung Zürich durchgeführt und durch die Unterstützung der Firma Lipton ermöglicht. Weitere Informationen und Tagungsunterlagen sind unter
www.sge-ssn.ch/veranstaltungenaus-und-weiterbildung.html zu finden. Kontakt: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, www.sge-ssn.ch

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 09/10 auf Seite 462.

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