Säuglingsernährung im Nordirak

Zusammenfassende Beurteilung anlässlich einer Begutachtung des Ernährungs- und Gesundheitszustandes von Müttern und Kindern im Nordirak vom 19. Juni bis 12. Juli 2003

Veronika Scherbaum, Hohenheim

Die Flaschenernährung wird
während der Behandlung von
Mangelernährung fortgeführt

Im Auftrag von Caritas Österreich und Cordaid Niederlande wurde der Ernährungs- und Gesundheitszustand von Müttern und Kindern im Nordirak erfasst unter besonderer Berücksichtigung der im Land zwangsumgesiedelten Personen (sog. Internally Displaced People) und Rückkehrern im Gebiet von Kirkuk und Mosul. Die Situation in den Krankenhäusern und Gesundheitszentren wurde hinsichtlich der Behandlung von mangelernährten Kindern untersucht. Auch die potenziellen Auswirkungen der Einstellung des Programms "Öl für Lebensmittel" auf marginal und/oder mangelernährte Menschen waren Teil der Erhebung.

Der Ernährungszustand von Müttern und Kindern im Nordirak wurde unter besonderer Berücksichtigung der Einbeziehung von Muttermilchersatzprodukten in die allgemeine Lebensmittelration untersucht. Seit Beginn des "Öl für Lebensmittel"-Programms hat sich die Menge der monatlich pro Säugling verteilten Babynahrung von 1,8 auf 3,6 kg verdoppelt. Damit erhöhte sich die Zahl der nicht gestillten Säuglinge seit 1997 um etwa 25 bis 30 % auf 64 %. Gegenwärtig werden nur 7 % der Säuglinge in den ersten 6 Lebensmonaten ausschließlich gestillt, was auch auf unzureichende Kentnisse des beratenden medizinischen Personals zurückzuführen ist.

Empfänger der Lebensmittelrationen wiesen auf Mängel im Verteilungssystem hin. Muttermilchersatzprodukte 1 und 2 sowie Cerelac, ein kommerzielles Beikost-Produkt, werden monatlich unabhängig vom Alter der Säuglinge verteilt. Die Anleitung zur korrekten Zubereitung ist nicht in kurdischer angegeben und ein Großteil der Frauen sind Analphabeten. Vor allem bei Risikogruppen wie Vertriebenen und Rückkehrern mit unzureichendem Zugang zu sauberem Wasser besteht ein Zusammenhang zwischen künstlicher Säuglingsernährung und einer entsprechend erhöhten Morbidität und Mortalität. Besuche in medizinischen Einrichtungen machten Mängel im Management von schwerer Mangelernährung deutlich.

Es wird empfohlen, die bisher nicht zielgerichtete Verteilung von Muttermilchersatzprodukten einzustellen und gleichzeitig die Bevölkerung über die Vorteile des Stillens für die Gesundheit von Mutter und Kind aufzuklären.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 12/03 ab Seite 476.

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