Deutsche Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom

1. Jahrestagung in Stuttgart-HohenheimDie 1. Jahrestagung der neu gegründeten Deutschen Gesellschaft für Mukosale Immunologie und Mikrobiom e. V. fand am 15. und 16. Oktober im Schloss Hohenheim statt. Die Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, das Zusammenspiel von Mikrobiota (z. B. Darmbakterien), der Schleimhäute und des Immunsystems wissenschaftlich fundiert zu erforschen und über die Einsatzmöglichkeiten von Probiotika zu informieren.

Dem wissenschaftlichen Gremium gehören Prof. Dr. med. S. C. BISCHOFF aus Stuttgart, Prof. Dr. med. S. MEUER aus Heidelberg, Prof. Dr. med. SCHREZENMEIR aus Karlsruhe und Prof. Dr. med. STANGE aus Stuttgart an. Fachkreise und Öffentlichkeit sollen künftig unabhängig und wissenschaftlich fundiert über die Forschungsergebnisse der DGMIM informiert werden. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Erforschung der Probiotika-Wirkung auf die Darmgesundheit und den gesamten Körper.

Die Jahrestagung bot ein umfangreiches Angebot an wissenschaftlichen Grundlagen, immunologischen Fachvorträgen und stellte die Wirkungsweise von Probiotika sowie ihre Einsatzmöglichkeiten in den Vordergrund. „Nicht jedes probiotische Produkt, das als solches ausgewiesen wird, erfüllt die hohen Qualitätsanforderungen, die an probiotische Lebensmittel gestellt werden, beispielsweise eine ausreichende Keimzahl im Endprodukt. Die gesundheitsfördernde Wirkung sowohl der zum Einsatz kommenden Bakterien als auch der fertigen Produkte müssen wissenschaftlich belegt sein“, so Prof. Stephan C. BISCHOFF. Ein Überblick über die Geschichte der Probiotikaforschung vom 19. Jahrhundert bis heute zeige zudem eindrücklich, dass das Konzept der Probiotika keine neue Erfindung ist, sondern auf mehr als einhundert Jahren Erfahrung und Forschung beruht.

Eine gleichbleibende und nachprüfbare Qualität von Probiotika ist Voraussetzung für verbraucherorientierte Verwendung. Es muss für den jeweiligen Stamm nachgewiesen sein, dass es eine bestimmte positive Wirkung gibt. Außerdem muss er mikrobiologisch exakt charakterisiert sein und in ausreichender Konzentration und Stabilität den Zielort erreichen. „Das bedingt, dass für jedes Produkt mit einem Probiotikazusatz ausreichend wissenschaftliche Studien vorliegen müssen,“ sagt Prof. Dr. Wolfgang KNEIFEL, Leiter des Departments für Lebensmittelwissenschaften und -technologie der Universität für Bodenkultur in Wien. Ebenso sei für Probiotika eine qualifizierte Annahme der Sicherheit durch die EFSA (European Food Safety Authority) notwendig. Die jeweiligen funktionellen Eigenschaften der probiotischen Stämme selbst beziehen sich auf unterschiedliche Positiveffekte.

Es gibt keinen probiotischen Universalkeim, der alle bekannten Positiveffekte in sich vereinigt. Probiotika können in ganz unterschiedlichen Bereichen wirken. In einer Studie mit älteren Menschen wurden Erkältungskrankheiten schneller überwunden, wenn die im Durchschnitt 76 Jahre alten Probanden während der Infektion ein bestimmtes Probiotikum (Lactobacillus casei DN-114001) zu sich nahmen. In einer anderen Studie bei Schichtarbeitern konnte gezeigt werden, dass sich bei Gabe eines Probiotikums die Zahl und Aktivität der so genannten Killerzellen erhöhte, die bei der Abwehr von Viruszellen eine wichtige Rolle spielen. Eine Untersuchung in Finnland ergab, dass bei Kindergartenkindern, die über sieben Monate im Winter Lactobacillus rhamnosus GG erhielten, 17 % weniger Erkältungskrankheiten auftraten als in der Kontrollgruppe. Aktuell wird auch erforscht, inwieweit Probiotika in der Gynäkologie erfolgreich eingesetzt werden können.

Ebenso können manche Probiotika für eine verbesserte Immunantwort, zum Beispiel im Zuge von Impfungen, sorgen. „Unser Immunsystem lernt ein ganzes Leben hindurch und sammelt laufend Informationen, die letztlich dazu beitragen zu entscheiden, wie der Organismus in bestimmten Fällen reagiert – und Probiotika können in diesem Training offenbar eine entscheidende Rolle spielen“, betonte KNEIFEL. Weiterführende Informationen zur Tagung, Kontakte und Verbraucherinformationen finden Interessierte unter www.dgmim.de und www.probiotika-info.de.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 12/10 auf Seite 639.

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