Ist Dicksein erblich?

Zusammenhang von Genetik und Übergewicht

Johannes Hebebrand, Essen

Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas nimmt in zahlreichen Ländern der Welt zu. Das trifft nicht nur auf die Industrieländer, sondern auch auf Schwellenländer zu. Während es beispielsweise 1985 noch keinen einzigen Bundesstaat in den USA gab, in dem die Adipositasprävalenz 20 % überschritt, weist 2004 mehr als die Hälfte eine Prävalenz von mehr als 20 % auf. In Deutschland haben Übergewicht und Adipositas in den letzten zwei Jahrzehnten ebenfalls deutlich zugenommen. Heute sind in Deutschland ca. 50 % aller Erwachsenen übergewichtig und 20 % adipös. Bei Kindern und Jugendlichen ist der Anstieg der Adipositasprävalenz Besorgnis erregend.

Anhand von formalgenetischen Studien konnte gezeigt werden, dass 60-80 % der Varianz des Body Mass Index durch direkte and indirekte genetische Faktoren erklärt werden kann. Der menschliche Organismus, der sich im Laufe der Evolution daran angepasst hat, möglichst viel Energie zu speichern, um für Hungerperioden gerüstet zu sein, trifft nun auf eine Umwelt, in der hochkalorische Nahrung preiswert und im Überfluss vorhanden ist.

So lässt sich erklären, warum ein großer Teil der Bevölkerung unter den heutigen Umweltbedingungen übergewichtig wird. Die molekularbiologische Erforschung der Adipositas als polygene Erkrankung ist ein sich rasant entwickelndes Forschungsgebiet. Es bleibt zu hoffen, dass mit dem Wissen um eine erbliche Komponente der Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas entgegen gewirkt werden kann und dass die molekularbiologische Forschung neue pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten eröffnet. Nach einem Vortrag anlässlich der BLL-Jahrestagung „Lebensstil und Gesundheit – Ernährung und Bewegung“am 29. April 2004 in Berlin.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 03/05 ab Seite 90.