Wissenschaftlicher Kongress der DGE in Paderborn: Ernährung in der Informationsgesellschaft

Das Motto des Gastgebers inspirierte zum Kongressmotto: Die Universität Paderborn führt den Untertitel Die Universität der Informationsgesellschaft. Selbst wer in unserer „web-basierten“ Welt mit Computern „nichts am Hut hat“, dem ist der Name des 1925 geborenen berühmten Paderborner Computerpioniers Heinz Nixdorf bekannt. Prangt er doch heute noch auf zahlreichen Geldautomaten und Kaufhauskassen.

Seit 1959 hat die Nixdorf AG ihren Firmenstandort in Paderborn und im Umfeld siedelten sich weitere Betriebe der IT-Branche an. Universität, Stadt und Industrie profitieren wechselseitig von dieser Konstellation. Der diesjährige Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Kooperation mit dem Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit der Universität Paderborn griff das Thema Informationstechnologie auf. Eine gelungene Themenwahl, wie bereits die gut besuchte Pressekonferenz zum Kongressauftakt zeigte.

Drei Plenarvorträge verdeutlichten die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten moderner IT-Anwendungen – von neuen Methoden zur genaueren Erfassung und Auswertung des Verzehrs in unterschiedlichen Bevölkerungskreisen (Frau Prof. Hannelore Daniel, München) über die Nutzung von umfangreichen Datenbanken mit RNA- und DNA-Sequenzen zur Aufklärung der Regulation ernährungsrelevanter Gene (Prof. Janos Zempleni, Lincoln, Nebraska) bis hin zu ernährungspsychologischen Experimenten, die neue Erkenntnisse über Mechanismen zur Beeinflussung unseres Ernährungsverhaltens ermöglichen (Frau Prof. Renner, Konstanz).

Die positiven Möglichkeiten (z. B. schneller Zugang zu zielgruppengerecht aufbereiteter Ernährungsinformation), aber auch die Risiken (Zeitkonkurrenz der neuen Medien mit Lebensmittelkenntnis und Zubereitungskompetenz, Desinformation durch Werbebotschaften) der Informationstechnologie und des Internets wurden in vielen Vorträgen wieder aufgegriffen. Auch die Möglichkeit, immer größere Datenmengen in immer kürzerer Zeit auszuwerten, werden von ganz unterschiedlichen Disziplinen der Ernährungsforschung genutzt, wie zahlreiche Vorträge und Poster belegten.

Sei es für die Aufklärung von Stoffwechselwegen (Metabolomics), die Herkunfts-(Echtheits)-nachweise von Lebensmitteln (Magneteresonanz- und Massenspektrometrie) bis hin zur Gewinnung von großen Probandenkollektiven für internetbasierte Bevölkerungsstudien. Neben den klassischen Kongress-Elementen – parallele Vortragsreihen (69 Vorträge) und Posterpräsentationen (90 Poster) – hatte die DGE in diesem Jahr zahlreiche Minisymposien als drittes, gleichberechtigtes Element mit ins Programm genommen.

Die Symposien wurden von den DGE-Fachgruppen gestaltet – jeweils 90 Minuten standen für 3 bis 5 Vorträge und anschließende Diskussion zur Verfügung. Hierzu kann man die Veranstalter nur beglückwünschen, denn in den Symposien konnten zahlreiche Themen deutlich vertieft und detailliert vorgestellt werden, was sich auch in den angeregten Diskussionen widerspiegelte. Vertreten waren die in der Übersicht gezeigten Fachgruppen, außerdem gab es ein Symposium zur Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II und Nationalem Ernährungsmonitoring (Nemonit).

Rund 500 Kongressteilnehmer nutzten die vielfältigen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch, wozu auch der Get-Together-Abend beitrug, der diesmal deutlich mehr Teilnehmern Platz bot als in den vergangen Jahren, da die Universität Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte. Der nächste wissenschaftliche Kongress der DGE findet vom 11.3.–13.3.2015 an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg statt.

Übersicht: DGE Fachgruppen

  • Ernährungsepidemiologie
  • Public Health Nutrition
  • Ernährungsverhaltensforschung
  • Ernährungsmedizin
  • Physiologie und Biochemie der Ernährung
  • Lebensmittelwissenschaft
  • Ernährungsberatung
  • Ernährungsbildung
  • Gemeinschaftsverpflegung

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 04/14 auf Seite M181.

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