Neue Methoden zur Erfassung des Verzehrs

Thomas Ellrott, Göttingen

Neben klinischem Erscheinungsbild, apparativer und laborchemischer Diagnostik gehört die Erfassung des Verzehrs obligat zu jeder ernährungsmedizinischen Eingangsdiagnostik. Während das klinische Symptom und abnormale Stoffwechselparameter lediglich das somatische Resultat sind, so sind die Ernährungsgewohnheiten – das, was Menschen über Wochen, Monate und Jahre hinweg verzehren – eine entscheidende Ursache von ernährungsmedizinischen Krankheitsbildern.

Maßgebliche Bedeutung hat der Verzehr zugleich bei der Therapie solcher Krankheitsbilder. Durch Veränderungen der täglichen Lebensmittelauswahl besteht die Möglichkeit, ein ernährungsmedizinisches Krankheitsbild kausal, kostengünstig und nebenwirkungsarm zu kurieren. Je valider und detaillierter die Informationen zum Verzehr eines Klienten sind, umso konkreter und relevanter können die Vorschläge für die Veränderung der Speisenauswahl sein.

Die Erfassung des Verzehrs mit verschiedenen prospektiven und retrospektiven Erhebungsmethoden ist jedoch mit zwei methodischen Problemen behaftet, dem reaktiven Underreporting und einer geringen Compliance der Klienten. Durch das hohe Maß an Selbstbeobachtung kommt es bei prospektiven Protokollen schon während des Protokollierens zu reaktiven Veränderungen des Essverhaltens im Vergleich zu "normalen" protokollfreien Zeiträumen. So resultiert eine durchschnittliche Unterschätzung des realen Verzehrs (sog. Underreporting), die bei Übergewichtigen ca. 30 % beträgt. Retrospektive Protokolle werden häufig im Sinne einer sozialen Erwünschtheit ausgefüllt, d. h. für "ungesund" gehaltene Lebensmittel selektiv nicht angegeben. Durch den hohen Aufwand bei prospektiven Protokollen und die schwierig zu erinnernden Fragen nach dem dezidierten Verzehr in den zurückliegenden Wochen bei retrospektiven Methoden ist die Compliance der Klienten oftmals nicht besonders hoch.

Dennoch stellen diese Protokollmethoden den aktuellen Standard in der Verzehrsdiagnostik dar. Zur zeitsparenden und ökonomischen Auswertung stehen seit einigen Jahren unterschiedliche Softwarelösungen zur Verfügung. Eine aktualisierte Übersicht der klassischen Softwarelösungen für die Ernährungsberatung wird in der nächsten Ausgabe der Ernährungs-Umschau veröffentlicht werden. Neben diesen etablierten Methoden gibt es neue Ansätze, den Verzehr von Klienten zu erfassen. Dazu zählen die drei Ansätze

  • Methoden zur Selbstauswertung,
  • Ernährungssoftware für Handcomputer und Nährwert-Taschenrechner sowie
  • retrospektive Touchscreen-Systeme.

Diese Methoden versprechen entweder ein verringertes reaktives Underreporting (= validere Daten), eine verbesserte Compliance oder auch einen verbesserten Therapieeffekt durch verbesserte Selbstkontrolle der Klienten. Der Zeitaufwand für die Ernährungsfachkraft ist bei allen neuen Methoden geringer als bei klassischen Protokollen. EU07/02

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 07/02 ab Seite B 25.

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