Editorial 11/11: Bioboom

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
Chefredakteurin

Als ich das Special-Thema dieser Ausgabe vorbereitete, fragte ich mich, wann mir der Begriff „Bio“ das erste Mal im Alltag begegnete und was ich damals mit „Bio“ verband.

Der Begriff „Bio“ stand für mich in den 1970er Jahren – so weit musste ich zurückgehen – für eine kleine Gruppe besonders umwelt- und gesundheitsbewusster Menschen, die reichlich Frischkost zu sich nahmen und darauf achteten, geringfügig verarbeitete Lebensmittel zu verzehren und Birkenstock-Schuhe zu tragen. Biolebensmittel konnten Verbraucher damals teuer bei Bauern oder im Reformhaus, Bio- oder Naturkostladen einkaufen oder man baute sein Obst und Gemüse nach ökologischen Maßstäben selbst im eigenen Garten an.

Wenn ich mir das Image der Biolebensmittel heute anschaue, fallen vielfach Markenprodukte auf, die im Trend liegen und das Bedürfnis der Menschen nach Gesundheit, Prävention und Umweltschutz bedienen. „Bio“ zu kaufen, gilt als modern, nachhaltig, gesundheitsbewusst und verantwortungsvoll, „Bio“ ist IN! Die Industrie, der Lebensmitteleinzelhandel, Supermärkte und Discounter haben diesen Trend längst erkannt und bieten standardmäßig Bioprodukte bereits in vielen Sortimenten an. Der Umsatz mit Biolebensmitteln hat sich von 2000 bis 2010 verdoppelt, der Markt wächst weiter, und die Lebensmittelindustrie überrascht uns Verbraucher immer wieder mit neuen Bioprodukten.

Viele Biolebensmittel sind außerdem heute kaum noch teurer als konventionelle Lebensmittel und damit für den Verbraucher sehr attraktiv. Interessant hierbei ist, dass vor allem der Preis, und nicht die Qualität der Produkte, beim Verbraucher Beachtung findet. Im Special dieser Ausgabe gehen Roland HERRMANN und Rebecca SCHRÖCK, Universität Gießen, deshalb der Frage nach, wie sensibel Käufer von Bioprodukten auf Preisveränderungen reagieren. Zahlen Biokäufer jeden Preis? Lesen Sie mehr ab Seite 614.

Es grüßt Sie herzlich,

Heike Recktenwald

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