Editorial 03/10: Beratung von A–Z - Welche Informationen fehlen Patienten in Deutschland?

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
ChefredakteurinIm Special dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem vielseitigen Thema „Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Lebensmittelbestandteilen,“ das viele Patienten in Deutschland betrifft und in der Patientenaufklärung ein fester Bestandteil des Informationsflusses durch Arzt und Ernährungsberatung sein sollte.

Die Wechselwirkungen zwischen Lebensmittelbestandteilen und Medikamenten können die Therapieziele und die effektive Behandlung von Patienten gefährden. Eine Tatsache, die vielen Patienten nicht bewusst ist und die auch von Fachleuten nicht immer ausreichend berücksichtigt wird. Lesen Sie mehr in unserem Fachbeitrag ab Seite 142.

Patienten, vor allem ältere Menschen, müssen im Durchschnitt ca. vier bis acht Tabletten pro Tag einnehmen, daher sind auch Interaktionen der Arzneimittel untereinander zu erwarten. Der Hinweis der behandelnden Ärzte und Apotheker auf Wechselwirkungen mit Lebensmittelbestandteilen erfolgt nach Erfahrung des Experten kaum. Dies könnte ein wichtiger Hinweis für uns als Ernährungsberater sein.

Der behandelnde Arzt erfragt im Zuge der Patientenanamnese eine Vielzahl von Informationen, aber er ist nicht immer über die Ernährungsweise seines Patienten, eine eventuell bereits erfolgte Ernährungsanamnese oder die daraus resultierenden Daten informiert. Er kennt die Medikation, informiert sich über Nahrungsergänzungsmittel und Supplemente, die von fast allen älteren Menschen eingenommen werden. Denn durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in hohen Dosen kann es ebenfalls zu Interaktion mit der aktuellen Medikation eines Patienten kommen.

Bezüglich des Ernährungs-Alltags eines Patienten aber nimmt der Ernährungsberater eine entscheidende Rolle ein. Er sollte sich der Risiken möglicher Interaktionen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln bewusst sein, denn er kann die Ernährungsweise eines Patienten am Besten beurteilen. Damit kann er – ggf. gemeinsam mit dem Arzt – Interaktionen mit der aktuellen Medikation aufdecken und abklären.

Ein diesbezüglicher Hinweis hilft dem Arzt schon weiter, kritische und zu meidende Speisen im Patientengespräch anzusprechen. Die Ernährungsberatung kann damit einen wichtigen Beitrag zur Wirksamkeit und Steigerung der Therapiequalität leisten. In diesem Sinne sollten wir handeln und auf kurzem Dienstwege informieren.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre,

Ihre

Heike Recktenwald

Das könnte Sie interessieren
Kongressluft, Kongressduft weiter
Schnittstellendialog „From Farm to Fork“ weiter
Definition „pflanzenbasierte Ernährung“ – ein Anstoß zur Diskussion weiter
Erfolgreicher VDD-Bundeskongress für Ernährungstherapie weiter
Gemeinsam stark: Die Kraft des Ehrenamts in unserem Verband weiter
Prof. Dr. Heiner Boeing neues Ehrenmitglied der DGE weiter