Ernährungsverhalten: Wie stark beeinflussen Emotionen die Geschmackswahrnehmung?

Wie stark Emotionen die Geschmackswahrnehmung beeinflussen, untersuchte ein Forschungsteam der Universität Würzburg. Die Wissenschaftler zeigten ihren Versuchsteilnehmern Filmausschnitte mit lustigen, traurigen und neutralen Szenen. Davor und danach mussten die Probanden Flüssigkeiten trinken und deren Geschmack nach seiner Intensität bewerten. Auch den Fettgehalt von Milch sollten sie anhand des Geschmacks einschätzen.

Dabei zeigte sich: Menschen, die grundsätzlich eher negativ gestimmt sind, konnten nicht mehr zwischen fettig und fettarm unterscheiden, wenn sie davor lustige oder traurige Filmszenen gesehen hatten. Nach neutralen Szenen erkannten sie den unterschiedlichen Fettgehalt sehr wohl, ebenso vor dem Anschauen der Videoclips. Zudem beurteilten diese Versuchsteilnehmer bittere und süße Geschmacksproben als intensiver.

„Mit unseren Experimenten haben wir gezeigt, wie stark Emotionen unser Geschmacksempfinden und damit auch unser Essverhalten beeinflussen können“, sagt die Psychologin Petra PLATTE. „Möglicherweise richten Personen, die sich in einer negativen Stimmung befinden, beim Ansehen emotionsgeladener Szenen ihre Aufmerksamkeit viel stärker auf den Film als gut oder neutral gelaunte Menschen.“ Für bspw. die Bewertung des Fettgehaltes von Nahrung sei dann keine mentale Kapazität mehr vorhanden: „Die kognitive Kontrolle über das Essverhalten versagt und man isst wie automatisch.“

Literatur: Platte P, Herbert C, Pauli P, Breslin PAS (2013) Oral Perceptions of Fat and Taste Stimuli Are Modulated by Affect and Mood Induction. PLoS ONE 8(6): e65006 [doi:10.1371/journal.pone.0065006]. URL: www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0065006

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Pressemeldung vom 07.06.2013

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 07/13 auf Seite M377.

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