Editorial 12/14: Ein Lichtlein brennt

Prof. Dr. Helmut Erbersdobler,
Herausgeber

Wir wissen nicht, welche Leuchte seinerzeit im Stall von Bethlehem ein sicherlich nur spärliches Licht spendete. Wenn es wirklich ein Stall war, dann kann es nur ein Öl-Lämpchen gewesen sein, das vermutlich Olivenöl verwendete. Im Mittelalter gab es dann die Talglichtlein, die vermutlich auch im Privatbereich der Bergleute im Erzgebirge karges Licht spendeten. Da diese im Winter das Tageslicht nie sehen konnten, bastelten sie voller Lichthunger in der Freizeit ihre beleuchteten Schwibbögen und Licht-Pyramiden. Viel später lieferte Walfisch-Tran das wichtigste „Lampenöl“, was den Walfang enorm steigerte. Ein Glück, dass kurz vor der Ausrottung der Wale das Erdöl mit seinen Folgeprodukten auf den Plan trat.

 Auch heute noch spielen Erdöl und Erdgas als immer noch wichtigste Energiequelle eine große Rolle bei der Stromerzeugung, die wiederum für viele weihnachtliche Lichtorgien verantwortlich ist. In gewissem Sinne steht Licht dabei in direkter oder indirekter Konkurrenz zur Ernährung, wie oben angedeutet wurde. Ob grüner oder konventioneller Strom, ob Glühbirnchen oder stromsparende Leuchtdioden, man sollte darüber nachdenken, auch mit dem weihnachtlichen Lichterglanz wieder sparsam und nachhaltig umzugehen.

Dass einem sogar noch im Alter bei entsprechender Ernährung auch im Oberstübchen ein Lichtlein aufgehen kann, zeigen Untersuchungen, die an der Columbia Universität in New York durchgeführt und in Nature Neuroscience publiziert wurden. Eine Gruppe von 20 Probanden im Alter zwischen 50 und 69 Jahren erhielt einen mit Flavonoiden aus Kakao angereicherten Schokotrunk. Die Gedächtnistests waren bei dieser Gruppe deutlich besser als die einer gleich zusammengesetzten Kontrollgruppe und auch in der Magnet-Resonanz-Tomographie erwiesen sich sensible Gehirnareale in ihrer Funktionsfähigkeit verbessert*.

Als Kinder liefen wir zwei Kilometer durch verschneite, unbeleuchtete Wege zum „rorate“ (adventlicher Frühgottesdienst) und zur „Mitternachts-Mette“ und freuten uns über spärliche Kerzenlichter an Christbaum und Altar in der sonst abgedunkelten Kirche. Heute machen wir Umwege, um eine besonders grell illuminierte Straße zu sehen. Dabei ist ein kleines Lichtlein viel anheimelnder als mancher Santa Claus auf feurigem Rentier-Schlitten. Fahren Sie zur Abwechslung mal aufs Land in eine einsame Feldkirche, solange es dort noch Weihnacht gibt, und lassen Sie die dort brennenden Lichtlein auf sich wirken.

Herausgeber, Verlag und Redaktion der Ernährungs Umschau wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches neues Jahr!

Das Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/14 auf Seite M637.

* Adam M. Brinkman et al. (2014) Enhancing dentate gyrus function with dietary flavonols improves cognition in older adults. Nature Neuroscience (doi: 10.1038/nn.3850)

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