Editorial 01/11: Ein Ja(hr) für die Frauen

Prof. Dr. Helmut Erbersdobler
HerausgeberZum Artikel über die Apps in Heft 12 des vergangenen Jahres schrieb uns eine Leserin, dass es schade sei, dass unter den interviewten Usern und Experten keine Frau gewesen sei. Sie meinte: „Gerade unter den jüngeren Kolleginnen gibt es eine ungeheure Affinität zu den neuen Medien“.

Ich finde, sie hat Recht und wir sollten uns bemühen, dies das nächste Mal besser zu machen. Immer wenn ich mit der Bahn fahre, sehe ich gleichermaßen Frauen und Männer am Computer oder mit dem Smartphone arbeiten. Vermutlich arbeiten Frauen sogar ernster als die Männer, die oft nur spielen oder DVDs gucken. Warum also waren keine Frauen in der Befragung? Vermutlich lag es am Umfeld, die Männer waren gerade „verfügbar“.

Daraus ergibt sich die Frage, warum dies so ist. Ich werde oft gefragt, warum es bei der DGE keine Präsidentin gäbe, und ich antworte immer Folgendes: Während meiner Präsidentenzeit habe ich eindringlich bei den zwei Gelegenheiten zur Wahl mehrere Damen gefragt, ob sie Vizepräsidentin und damit auch Kandidatin für die nächste Präsidentschaft werden möchten. Dies wurde jedes Mal abgelehnt mit dem Hinweis auf die bekannte Doppelbelastung bei Frauen und die wissenschaftliche Karriere, die zunächst wichtiger sei als eine Präsidentschaft. Insgesamt war und ist natürlich das Reservoir an Kandidatinnen noch kleiner als bei den Männern (wo die Suche auch nicht einfach war).

Aber das ändert sich und zwar ziemlich rasch. Ich habe nachgezählt, im letzten Jahr waren in der Rubrik Wissenschaft und Forschung der EU 75 % Erst-Autorinnen. Da bildet sich ein großer Pool, der zu mehr Wissenschaftlerinnen und Professorinnen führen wird, das ist nur eine Frage der Zeit. Anfang der 1980er Jahre, als ich in Kiel anfing, habe ich junge deutsche Ernährungswissenschaftlerinnen und eine dänische zum Kolloquium eingeladen, um den Studierenden, die ja überwiegend Frauen waren, Mut zur wissenschaftlichen Arbeit zu machen. Die Sache war erfolgreich, alle der Gäste sind was geworden, zwei davon sogar weit bekannte Spitzenforscherinnen. Sie sehen, der gute Wille war schon immer da gewesen und wir werden darauf achten, dass er weiterhin gepflegt wird.

In diesem Sinne ein gutes Jahr

Ihr Helmut Erbersdobler

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