Universität Erlangen-Nürnberg: Grüner Tee beeinflusst Medikamentenwirkung

Grünem Tee werden vielfältige gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt. Das Getränk kann aber auch die Wirkung bestimmter Medikamente abschwächen. Dies haben Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit Forschern der japanischen Universität Fukushima nachgewiesen.

Für die aktuelle Untersuchung tranken Testpersonen zunächst zwei Wochen lang täglich etwa vier Tassen grünen Tee. Anschließend nahmen sie einmalig eine 30-mg-Tablette Nadolol zusammen mit grünem Tee ein (Nadolol wird zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina pectoris und Migräne verschrieben, ist in deutschen Apotheken aber nicht erhältlich). In den zwei folgenden Tagen prüften die Forscher die Konzentration des Wirkstoffs im Blutplasma und kontrollierten außerdem den Blutdruck. In einer zweiten Testreihe wurde der grüne Tee dann durch Wasser ersetzt. Das Ergebnis: Nach dem Grünteegenuss lag der Nadololspiegel im Blut der Testpersonen rund 85 % unter dem Vergleichswert. Folglich war auch die blutdrucksenkende Wirkung von Nadolol bei den Probanden in der Grüntee-Testreihe deutlich vermindert.

Die Wissenschaftler können nicht ausschließen, dass grüner Tee auch die Aufnahme anderer Medikamente hemmt. Dies muss in weiteren Studien untersucht werden. Für dieses Ergebnis machen die Experten die Katechine im grünen Tee verantwortlich. In Laboruntersuchungen konnten die FAU-Forscher nachweisen, dass diese Stoffe das Protein OATP1A2 in der Darmschleimhaut beeinflussen, das als Arzneistofftransporter bekannt ist: Das Protein unterstützt Medikamente beim Übergang vom Darm ins Blut. Kommen allerdings Katechine ins Spiel, wird OATP1A2 blockiert und kann keine bzw. nur wenige Wirkstoffanteile in den Blutkreislauf befördern.

Literatur: Misaka S, Yatabe J, Müller F (2014) Green tea ingestion greatly reduces plasma concentrations of nadolol in healthy subjects. Clinical Pharmacology & Therapeutics [published online 13 January 2014; doi:10.1038/clpt.2013.241]

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Pressemeldung vom 23.01.2014

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/14 auf Seite M126.

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