Prävalenzen und zeitliche Entwicklung von gemeinsamen Familienmahlzeiten in Deutschland

  • 11.04.2019
  • Print-Artikel
  • Melanie Frank
  • Anna-Kristin Brettschneider
  • Clarissa Lage Barbosa
  • Marjolein Haftenberger
  • Franziska Lehmann
  • Hanna Perlitz
  • Karoline Heide
  • Eleni Patelakis
  • Almut Richter
  • Gert BM Mensink

free access to english version

Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 14.06.2018 / Überarbeitung angenommen: 07.09.2018

Ergebnisse aus EsKiMo II

Einleitung

Gemeinsame Mahlzeiten bieten Vorteile, die weit über eine rein physiologische Nahrungsaufnahme hinausgehen. Sie strukturieren als Teil des Familienlebens den Alltag und geben Eltern die Möglichkeit, sich mit ihren Kindern auszutauschen. Neben Problemen und Sorgen können auch positive Ereignisse besprochen werden. Auf diese Weise erfahren Kinder Zuspruch und Eltern werden stärker in das Leben ihrer Kinder eingebunden [1].

Gemeinsame Mahlzeiten haben nicht nur psychosoziale Vorteile, sie beeinflussen auch die Ausprägung von Lebensmittelvorlieben und Ernährungsgewohnheiten. Was wir gerne essen und mögen wird vor allem am Familientisch geprägt. Brombach bezeichnet dies als Geschmacksheimat [2]. Innerhalb des kulturellen Umfelds wird erlernt, was einem schmeckt, z. B. das Marmeladenbrötchen zum Frühstück oder der Sonntagsbraten. Des Weiteren können Erinnerungen sowohl im positiven als auch im negativen Sinn (z. B. Ausbildung von Aversionen) eine Rolle bei der Ausbildung der eigenen Ernährungsbiografie spielen [2, 3].

Kinder und Jugendliche, die regelmäßig gemeinsam mit ihrer Familie essen, weisen gesundheitsförderlichere Ernährungsmuster, z. B. einen höheren Obst- und Gemüsekonsum auf, als diejenigen, die keine regelmäßigen Familienmahlzeiten einnehmen [4, 5]. Gesundheitliche Vorteile, die im Zusammenhang mit Familienmahlzeiten diskutiert werden, sind ein geringerer Body-Mass-Index (BMI) [4, 5] sowie ein geringeres Erkrankungsrisiko für Essstörungen [4]. Dabei scheint es unwesentlich zu sein, welche Mahlzeit gemeinsam und ob nur mit einem Elternteil oder der gesamten Familie gegessen wird [4].

Abstract

Familienmahlzeiten können einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen leisten. Etwa zehn Jahre nach der ersten „Ernährungsstudie als KiGGS-Modul“ (EsKiMo I; 2006) wurde EsKiMo II (2015–2017) durchgeführt. Diese liefert aktuelle und repräsentative Ergebnisse zu Familienmahlzeiten in Deutschland. Insgesamt hat die Häufigkeit von Familienmahlzeiten innerhalb der letzten zehn Jahre zugenommen. Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem niedrigen Sozialstatus nehmen signifikant seltener gemeinsame Familienmahlzeiten ein. Bei Jugendlichen, die häufig mit Familienmitgliedern frühstücken, ist der tägliche Verzehr gesüßter Getränke signifikant niedriger und bei Kindern der tägliche Obstverzehr signifikant höher als bei denjenigen, die selten gemeinsam frühstücken. Die Ergebnisse von EsKiMo II können dazu beitragen, die Bedeutung von Familienmahlzeiten stärker in den Fokus zu rücken, um deren positive Aspekte zu fördern.

Schlüsselwörter: Familienmahlzeiten, Kinder und Jugendliche, EsKiMo II, Ernährungssurvey, Ernährungsverhalten



Peer-reviewed /
Manuscript (Original) received: June 14, 2018 / Revision accepted: September 7, 2018

Prevalence and temporal trends of shared family meals in Germany

Results from EsKiMo II

Abstract

Family meals can make an important contribution to the development of children and adolescents. EsKiMo II (2015–2017) was conducted about ten years after the first “Eating Study as a KiGGS Module” (EsKiMo I; 2006). This study provides current and representative results regarding family meals in Germany. Overall, the frequency of family meals has increased in the last ten years. Children and adolescents from families with a lower socioeconomic status have family meals significantly less often. Average daily consumption of sugary drinks is significantly lower among adolescents who frequently have breakfast with family members, and daily fruit consumption is significantly higher among children who frequently have breakfast with family members compared to those who seldom do so. The findings of EsKiMo II could help to highlight the importance of family meals and thus promote their positive effects.

Keywords: Family meals, children and adolescents, EsKiMo II, nutrition survey, dietary behavior

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2019 von Seite M198 bis M205.

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