Editorial 07/11: Kann man Krebs vorbeugen?

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
Chefredakteurin

460 000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Krebs und die Zahl der Neuerkrankungen steigt weiter an. Besonders häufig werden bei Männern Krebserkrankungen an Prostata, Darm und Lunge diagnostiziert, bei Frauen sind vorrangig Brust, Darm, Gebärmutter und Lunge betroffen. Die Ursachen der Krebsentstehung sind vielfältig und werden durch eine Reihe von Risikofaktoren wie z. B. ungesunde Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen begünstigt. Als Auslöser werden auch Lebensmittelzusatzstoffe, Arzneimittel, Infektionskrankheiten, ionisierende Strahlung, Industrieabfälle und Umweltverschmutzungen diskutiert, deren Rolle bei der Krebsentstehung nach Informationen des deutschen Krebsinformationsdienstes jedoch überschätzt wird.

Unterschätzt werden darf allerdings nicht, das Zusammenwirken der zahlreichen Risikofaktoren, betont Herr Prof. LEITZMANN, Universität Gießen, in unserem Special-Interview ab Seite 372 und zeigt auf, wie das Krebsrisiko durch Verhaltensänderungen und Änderungen der Speisenauswahl gesenkt werden kann. Die Rolle einer gesunden Ernährung in der Krebsprävention ist nicht unerheblich, denn durch eine vollwertige Ernährung, maßvollen Umgang mit Alkohol und ein normales Körpergewicht könnten 20 % der Krebserkrankungen vermieden werden.

Die richtige Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln spielt dabei eine entscheidende Rolle, ebenso die Gewichtung der einzelnen Lebensmittel im täglichen Speiseplan. Rotes Fleisch und v. a. gepökelte Fleischerzeugnisse – die besonders bei der Entstehung von Dickdarmkrebs im Fokus stehen – sollten deutlich weniger und in eher kleinen Portionen verzehrt werden .

Neben vielen praktischen Tipps haben wir uns für dieses Special auch mit Neuerungen aus der Ernährungsforschung für die Krebsprävention beschäftigt. Prof. Dr. Pablo STEINBERG, Hannover, ging der Frage nach, ob trans-Resveratrol eine krebshemmende Wirkung haben kann. In ersten Untersuchungen stellte er die wachstumshemmende Wirkung von Resveratrol-Oligomeren auf Humantumorzelllinien fest und informiert über die zugrundeliegenden Mechanismen.

Es ist also möglich Krebserkrankungen vorzubeugen, doch dies erfordert eine deutliche Verhaltensänderung der Menschen. Es gilt daher, Verbraucher zu ermuntern, vorhandenes Wissen anzuwenden und nicht erst bei Krankheitseintritt nach Abhilfe zu suchen. Für die meisten Konsumenten bedeutet dies die Aufgabe, lieb gewordene Gewohnheiten zu ändern, was nicht leicht ist. Hilfreich ist jedoch hoffentlich die Erkenntnis, dass die Verhaltensänderung eine Investition in die eigene Gesundheit bedeutet. Kann es einen besseren Grund zur Änderung geben? 

Ihre

Heike Recktenwald

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