Einkaufswege als Teil des Consumer Carbon Footprints (CCF)

Zum Anteil des Endverbrauchers an der Klimarelevanz von Prozessketten im Lebensmittelbereich

Anne Sima, Insa Möhrmann, Daniela Thomae, Elmar Schlich, Gießen

Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 23.02.2012 | Akzeptiert: 12.07.2012

Alle gesellschaftlichen Akteure tragen Verantwortung für die Reduktion von klimaschädlichen Gasen, um die Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen zu halten. Dabei stehen auch Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs bezüglich ihrer Klimarelevanz in der Diskussion. In diesem Kontext steht auch die Frage nach dem Einfluss des Verbraucherverhaltens bei Einkauf, Transport, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln sowie der Entsorgung von Wertund Reststoffen. Der Lebensmitteleinkauf durch den Endverbraucher, der sehr häufig mit dem privaten PKW durchgeführt wird, ist dabei die erste zu untersuchende Phase.

Der Einfluss des Endverbrauchers auf die Klimarelevanz vollständiger Prozessketten – der Consumer Carbon Footprint – scheint erheblich größer als bis dato angenommen. Die vorliegende Pilotstudie zum Anteil des Lebensmitteleinkaufs am CCF stützt sich auf drei methodische Ansätze: Auswertung makrostatistischer Daten, Tagebuchstudie und Befragungen am Point of Sale (PoS). Die Ergebnisse zeigen, dass der CCF für die Einkaufswege individuell sehr unterschiedlich sein kann.

Die Auswertung makrostatistischer Daten ergibt einen CCF-Wert von 280 g CO2/kg. Aus der Tagebuchstudie folgt ein mittlerer CCF-Wert von 293 g CO2/kg. Die Befragung von Endverbrauchern am PoS zeigt deutlich den Einfluss des Verkehrsmittels. Aufgrund des hohen Anteils von befragten Personen, die Fußwege, Fahrrad oder ÖPNV zum Einkauf nutzen, liegt der mittlere CCF des Einkaufs hier nur bei 124 g CO2/kg.

Der positive Effekt einer CO2-neutralen Verkehrsmittelwahl liegt auf der Hand. Die empirischen Untersuchungen deuten zusätzlich auf einen positiven Effekt durch ein städtisches Umfeld mit guter Infrastruktur. Der Einkauf kann zudem durch eine bewusste Planung umweltfreundlicher gestaltet werden. Im angesprochenen Forschungsfeld gibt es viele offene Fragen, die in repräsentativen Untersuchungen mit optimierter Methodik beantwortet werden sollten. Dazu zählen der Einfluss der Haushaltsgröße auf den CCF ebenso wie die angesprochenen Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung.

Schlüsselwörter: Carbon Footprint, Klimarelevanz, Prozesskette, Lebensmittel, Verbraucherverhalten, Einkaufsweg

Purchasing Routes as Part of the Consumer Carbon Footprints (CCF)

What part does the final consumer play in the effect of food processing chains on climatic change?

Anne Sima, Insa Möhrmann, Daniela Thomae, Elmar Schlich, Giessen

The influence of the consumer on climatic changes caused by complete processing chains – the Consumer Carbon Footprint (CCF) – may be larger than has been thought. This is a pilot study on the contribution of the consumer to the CCF and is based on three approaches: evaluation of macro-statistical data, diary studies and inquiries at point of sale (PoS). The present results show that the CCF can differ greatly between individuals.

The evaluation of macro-statistical data gives a CCF-value of 280 g CO2/kg. The diary study provides an average CCF-value of 293 g CO2/kg. The inquiry at the PoS clearly shows the influence of the means of transport. As a large proportion of the subjects were pedestrians, or used bicycles or public transport, the average CCF was only 124 g CO2/kg. The positive effect of a CO2-neutral transportation is obvious. The evaluation also shows that an urban environment with a good infrastructure has a positive effect. Shopping can generally made more favourable to the environment by deliberate planning. There remain many open questions in this area of research and these must be addressed by studying representative samples with optimized methods. Crucial issues include the influence of household size on the CCF and the differences between urban and rural areas.

Keywords: Carbon footprint, climatic relevance, processing chain, food, consumer behaviour, purchasing routes

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 09/12 von Seite 524 bis 530.

Die Literatur zu diesem Artikel finden Sie unter
www.ernaehrungs-umschau.de/service/literaturverzeichnisse

 

 

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