Ernährungsverhaltensforschung: Schwierige Umweltbedingungen und Lebensmittelauswahl

Psychologen der University of Miami untersuchten,wie sich Nachrichtenmeldungen, die schwierige gesellschaftliche Umweltbedingungen andeuten auf die Lebensmittelauswahl auswirken.

Hierzu rekrutierten die Wissenschaftler auf einem Universitätscampus 121 Passanten vordergründig für einen Geschmackstest angeblich neuer Sorten von Schokolinsen. Den Probanden wurden Schokolinsen angeboten, die entweder als neue, kalorienreichere oder kalorienreduzierte Sorte angekündigt wurden (tatsächlich handelte es sich um die reguläre, gut bekannte Schokolinsen- Sorte). Im Hintergrund des Probierstandes hing entweder ein Poster mit sechs negativen Schlagzeilen oder mit sechs neutralen Meldungen. Zum Probieren erhielten die Probanden ein Schälchen mit der neuen („kalorienreicheren“ oder „kalorienreduzierten“) Sorte. Nach dem Probieren (ad libitum) wurde die im Schälchen verbliebene Restmenge zurückgewogen.

Eine Varianzanalyse ergab, dass die Probanden im Setting mit den sichtbaren neutralen Meldungen ähnlich viele „hochkalorische“ Schokolinsen verzehrten wie die Probanden, die im gleichen Setting „kalorienreduzierte“ Linsen erhalten hatten. Im Setting mit den negativen Schlagzeilen verzehrten Probanden, die die angeblich kalorienreichere Schokolinsen-Sorte erhalten hatten, mehr davon als die Probanden, denen die „kalorienreduzierte“ Sorte vorgestellt wurde.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Menschen, die ihre Umwelt als gefährdet ansehen, eine Tendenz aufweisen, in höherem Maße sättigende und hochkalorische Lebensmittel zu sich nehmen. LARAN et al. erklären dieses Verhalten mit der aus der Tierverhaltensforschung stammenden Life-History-Theorie: Sehen sich Menschen schwierigen Lebensumständen ausgesetzt, wählen sie vornehmlich energiereiche Nahrung, die u. a. eher eine schnelle Fortpflanzung gewährt, als dass sie das langfristige Überleben zum Ziel hat.

Literatur: Laran J, Salerno A (2013) Life-History Strategy, Food Choice, and Caloric Consumption. Psychol Sci 24 (2): 167–173

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/13 auf Seite M662.

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