Macht Fett wirklich fett? Was ist aus Sicht der Epidemiologie gesichert?

Heiner Boeing, Potsdam-Rehbrücke

Epidemiologische Untersuchungen zu Fett konzentrieren sich auf die primäre Prävention der Adipositas, d. h. die Verhinderung ihres Auftretens. Ein Ziel der epidemiologischen Untersuchungen ist es, durch die prospektive Beobachtung von normalgewichtigen Populationen als Startbasis die Faktoren zu bestimmen, die eine Gewichtszunahme vorhersagen.

Studien zur Abnahme des Körpergewichts durch eine Veränderung der Fettzufuhr, die häufig als doppelt-blind randomisierte Interventionsstudien durchgeführt werden, sind der sekundären oder tertiären Prävention der Adipositas zuzuordnen.

Eine positive Energiebilanz führt so lange zur Gewichtszunahme, bis die durch das zusätzliche Gewicht erhöhte Energieausgabe wieder das Gleichgewicht herstellt. Auf der Seite der Energiezufuhr spielt der Anteil von Fett an der Energiezufuhr eine wichtige, aber nicht die alleinige Rolle. Der Anteil von Fett an der Energieaufnahme und die Energieaufnahme selbst sind in bevölkerungsbezogenen Studien nur moderat korreliert.

Erste Ergebnisse von prospektiven Studien weisen darauf hin, dass die Aufnahme energiedichter Lebensmittel prospektiv mit dem Entstehen einer Adipositas assoziiert ist. Auf der anderen Seite ergab die Auswertung einer Metaanalyse von Gewichtsreduktionsstudien, dass bei Normalgewichtigen durch eine Reduktion des Anteils von Fett an der Energiezufuhr in der Ad-Libitum-Situation eine Gewichtsabnahme nicht erreicht wird.

Über die Auswirkungen einer starken Erhöhung des Anteils von Fett an der Energiezufuhr, wie bei der Atkins-Diät, auf die langfristige Entwicklung des Körpergewichts liegen noch keine zuverlässigen Bewertungen vor. Ein anderer wichtiger individuell stark variierender Faktor der Energiebilanz ist die körperliche Aktivität. Möglichweise können bei einer energiedichten Ernährung vor dem Greifen der Sättigungsmechanismen schon große Mengen an Nahrungsenergie aufgenommen werden, so dass bei geringer körperlicher Aktivität schnell eine positive Energiebilanz erreicht wird.

Es bleibt daher ein gesundheitspolitisches Ziel, sowohl die Energiedichte der Nahrung, wozu auch die Reduktion des Fettgehalts zählt, zu erniedrigen als auch die körperliche Aktivität zu erhöhen.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 01/05 ab Seite 4.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Kongressluft, Kongressduft weiter
Schnittstellendialog „From Farm to Fork“ weiter
Definition „pflanzenbasierte Ernährung“ – ein Anstoß zur Diskussion weiter
Erfolgreicher VDD-Bundeskongress für Ernährungstherapie weiter
Gemeinsam stark: Die Kraft des Ehrenamts in unserem Verband weiter
Prof. Dr. Heiner Boeing neues Ehrenmitglied der DGE weiter