Zu guter Letzt 01/11: In den Schubladen

  1. In einigen Zeitungen wurde kürzlich gemeldet, dass Coop Italia eine große Kampagne gestartet hat, in der vom Kauf von Mineralwasser abgeraten wird. Und dies trotz eines eigenen Umsatzes mit Mineralwasser von 200 Mio. Euro pro Jahr. Damit soll Engagement für den Klimaschutz demonstriert werden: Das Abfüllen von 100 Litern Mineralwasser in 1,5 L PET-Flaschen und der Transport über 100 km verursache einen CO2-Ausstoß von 10 Kilogramm, während die gleiche Menge aus der Leitung nur 40 g beanspruche, wird argumentiert. Tatsächlich sind die Transportwege meistens viel länger. Es mutet schon etwas widersinnig an, wenn z. B. in Kiel ein Wasser aus der Gegend um den Genfer See fast Kult ist.
  2. Wie ich aus gesicherter Quelle weiß, liegen in den Schubladen vieler Lebensmittel-Konzerne und Handelsfirmen Pläne, Anforderungen an die ökologische Charakteristik der Produkte zu formulieren. Danach käme es nicht mehr nur auf das Aussehen, den Geschmack oder den Preis an, sondern auch auf die Umstände, unter denen die Lebensmittel erzeugt, verarbeitet und vertrieben werden. Bisher kennen wir das teilweise für die Haltung von Legehennen, beim fairen Handel oder bei der Herkunft der Seefische. In Zukunft werden sicherlich auch unsere pflanzlichen Lebensmittel aus dieser Perspektive betrachtet, insbesondere bezüglich der Düngung und des Pflanzenschutzes.

Solche Maßnahmen wären direkt und indirekt von Klimarelevanz. Besondere Aufmerksamkeit dürfte man dabei sicherlich auf den Stickstoff richten. Ohne ihn geht es nicht, aber zu viel darf es auch nicht sein, sonst gelangt zu viel als Nitrat in das Grundwasser oder als Lachgas in die Luft. Wie ich meine, werden die Erträge dann etwas niedriger sein, aber höher als in der Bio-Erzeugung. Die Durchsetzung und Aufrechterhaltung solcher Vorhaben wird eines großen logistischen Aufwandes bedürfen, da nicht alles analytisch nachprüfbar ist. Ähnlich wie beim Herkunftsnachweis von Bio-Lebensmitteln wird man bezüglich Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung neue, teils steinige Wege gehen müssen. Lassen Sie es uns abwarten – insbesondere die Preisgestaltung dürfte interessant werden.

In diesem Sinne erwartet uns ein spannendes und hoffentlich auch gutes Neues Jahr

Ihr Helmut Erbersdobler

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