Alimentum ultimum 02/02 - (Das letzte Gericht)

Johannes

Scharen von Mädchen mussten feststellen, dass sie das falsche Idol angebetet hatten. Mit staatstragender Miene hatte von Lojewski dies der Jeunesse doreé im "heute journal" mitgeteilt. Cheftrainer Hess wusste warum: "Ein Athlet, der so schön auf der Wurstsuppe schwimmt, der weiß, was er zu tun hat". Meine Berliner Cousine Elvira, dem "Ganz Deutschland: Hanni, Hanni!" von Bild aufgesessen und der Hausschlachterei sowie Berlin-Brandenburgischer Schlachtplatten sträflichst unkundig, rührte der Schlag.

Bestenfalls hätte sie vermutet, dass auf Wurstsuppen Fettaugen schwimmen, na ja, so wie auf Omas Graupensuppe mit Blutwurst eben. Sie wusste weder, dass neben Blutwürsten auch Leberwürste, Kesselfleisch und Schweinenierchen außer Fett noch weitere Teile ihres Innersten in Wurstsuppen einspeisen, geschweige denn, dass man daraus den Festbestand ganz nach Belieben abzuseihen vermag. Mit dem richtigen Idol auf der Wurstsuppe hatte sich Elviras Welt auf einen Schlag verändert, rückten Wurstsuppen ins Gourmandise-Umfeld der hauptstädtischen Schickeria.

Auf der Grünen Woche und ihrer verrufenen Fressmeile unterlag folgerecht der bisherige Mampfmagnet Schmalzstulle schmählich der Wurstsuppe. Und bei pro agro rieben sie sich wieder einmal schadenfroh die Hände, als das benachbarte DIfE seine Bataillone mit geballtem Besserwissen wie gewohnt erfolglos gegen gesättigte Fettsäuren und Cholesterin ins Feld schickte. Vergeblich auch der Versuch von den Zeitläufen überrollter Grüner und Vegetarier, mit Biowurstsuppen unterschiedlichster Provenienz Paroli zu bieten. Ebenso umsonst des Viva-Moderators Adebisi "Talking-Food"-Aufgebot an Spitzensportlern, deren Problem nicht wie das des Adlers aus Hinterzarten im Zunehmen bestand. Bischofshofen locuta causa finita.

Von Wildbad Kreuth ging eine derart abschließende Botschaft noch nicht aus. Ob das nach dem Frühstück in Wolfratshausen von Magdeburg einmal gesagt werden kann, muss sich erst erweisen. Denn die ins Preußische gelangte mecklenburgische Pastorentochter könnte ja taktisch nicht epigonenhaft, sondern "ein Stück stolz" wie der große Friedericus Rex höchstpersönlich reagiert haben. Dieser ließ bekanntlich des Sieges sichere Gegner sowie Verbündete, die auf’s falsche Pferd gesetzt hatten, nicht selten und notfalls auch ohne ein Übermaß an eigene Bataillone mit schiefen Schlachtordnungen und anderen Finten ins Leere oder in tödliche Fallen laufen.

In Stuttgart hingegen war alles anders. Als unser politischer 18-Prozent-Hannawald am Dreikönigstag nach punktgenauer Landung mit dem Dienstfallschirm, sackartig prall mit lichtblauem Leibchen gewandet, wie eine gut gestopfte Wurst triumphal in die jubelnde Halle einmarschierte, polarisierte er wie immer die "heute-journal"-Zuschauer. 18 % hatten ihn zum Fressen gern, und 82 % hätten ihn am liebsten in einen Suppentopf geworfen. Doch an so einem Tag, noch nie so schön wie heute, waren beide Ansinnen erstmals äquivalent. Schade, dass der penetrant auf Äquidistanz beharrende Obergelbe dies nicht bemerkte. Vielleicht kannte er auch schlicht den Unterschied zwischen Äquidistanz und Äquivalenz nicht. Doch Edi und Mölli aufgepasst: Little Gregori is watching you! EU02/02

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter