Dietary Reference Intakes (DRI) Report 6

Berthold Gaßmann, Bergholz-Rehbrücke

Übersicht, Kommentar und Vergleich mit den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr
Teil 1: Nahrungsenergie, Kohlenhydrate und Faserstoffe

Nach den vom Institute of Medicine of the National Academies mitgeteilten Dietary Reference Intakes für Mikronährstoffe (Reports 1–4; 1997–2001) und den zuletzt im Report 5 publizierten grundlegenden Ausführungen zum Konzept und zur Auswertung von Verzehrserhebungen (vgl. Ernährungs-Umschau 48 (2001) 476–479) liegen seit September 2002 für die USA und Kanada vorveröffentliche Referenzwerte für Nahrungsenergie und Makronährstoffe vor. Vereinfachend zusammengefasst, lassen sich die Bereiche des geschätzten Energiebedarfs bei mäßiger körperlicher Aktivität und die einer akzeptablen Makronährstoff-Verteilung wie in Tabelle 1  darstellen.

Darauf wird im Einzelnen und differenziert in 3 aufeinander folgenden Beiträgen eingegangen.

Als geschätzter Energiebedarf (EER) wird die durchschnittliche Zufuhr an Nahrungsenergie verstanden, die je nach Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Körperhöhe und körperlicher Aktivität bei guter Gesundheit ein Energiegleichgewicht gewährleistet. Er entspricht dem Gesamtumsatz an Energie (TEE). Im Wachstumsalter sowie bei Schwangeren und Stillenden kommt die zur Gewebeneubildung und Milchsekretion erforderliche Energie hinzu. Der individuelle TEE soll in Hinsicht auf einen "normalen" BMI-Bereich von 18,5 bis 25 kg/m2 und ein geringes Risiko chronischer Erkrankungen mindestens das 1,6 bis 1,7 fache des basalen Energieumsatzes (BEE) betragen.

Der Quotient TEE/BEE wird als PAL (Physical Activity Level) bezeichnet. Der TEE wird mit prädiktiven Formeln aus Alter, Referenzkörpergewicht und -höhe sowie einem von 4 PA-Koeffizienten errechnet, der sich bei Kategorisieren auf neuen Stand gebrachter PAL-Werte ergibt. Für Übergewichtige und Adipöse kann zwar kein EER beziffert werden, aber es sind Formeln für die Berechnung des zum Beibehalten des Körpergewichts erforderlichen TEE eingeführt worden. Bei Untergewichtigen lässt sich nur für Kinder der zum Erlangen des Normalgewichts erforderliche zusätzliche Nahrungsenergiebedarf berechnen. Wie bei den D-A-CH-Richtwerten fallen die Zahlen für den EER als Folge veränderter Referenzhöhen und -gewichte sowie anderen methodischen Vorgehens höher aus als früher.

Unter Kohlenhydraten (KH) werden Zucker, Zuckeralkohole, Stärke und Glykogen verstanden. Für sie ist ein RDA-Wert auf den Glukosebedarf des Gehirn bezogen und durchweg mit 130 g/Tag veranschlagt worden. Bei Schwangeren und Stillenden kommen noch 45 bzw. 80 g/Tag hinzu. Außerdem hat man einen so genannten AMDR (Acceptable Macronutrient Distribution Range) von 45–65 Energie-% festgesetzt. Dieser wird im Zusammenhang mit einem Fettverzehr von 20–35 Energie-% und einem geringen KHK-Risiko gesehen. Für den Verzehr zugesetzter Zucker wird eine Obergrenze von 25 Energie-% vorgeschlagen.

Bei den Ballaststoffen wird zwischen Nahrungsfasern (dietary fiber; unverdauliche in Pflanzen inhärent und unversehrt vorliegende KH und Lignin) und funktionellen Faserstoffen unterschieden (functional fiber; isolierte und/oder chemisch modifizierte bzw. synthetisierte nicht verdauliche KH). Die Summe beider ergibt die Gesamtfaserstoffe (total fiber). Lediglich für sie wird unter Bezug auf Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Ballaststoffverzehr und KHK-Risiko auf der Basis von 14 g/1000 kcal Nahrungsenergie für 19 bis 50 Jahre alte Männer bzw. Frauen ein geschätzter Bedarf von 38 und 25 g/Tag angegeben. Als wirksamste Nahrungsfasern werden die von Getreideprodukten hervorgehoben.

Zwischen DRI und D-A-CH-Referenzwerten bestehen für Nahrungsenergie, Kohlenhydrate und Ballaststoffe keine gravierenden Unterschiede. Die allerdings verschiedenen Konzeptionen, Datenbasen, Definitionen und Vorgehensweisen werden im Detail diskutiert. EU03/03

Tab. 1: Vereinfachte Wiedergabe des geschätzten Energiebedarfs und der
akzeptablen Verteilung von Makronährstoffen

 

1–2 Jahre

3–18 Jahre

Erwachsene

kcal/Tag

992–1046

1642–3152

2403–3087

% der Nahrungsenergie

1–3 Jahre

4–18 Jahre

Erwachsene

Fett

30–40

25–35

20–35

n-6-PUFA* (Linolsäure)

5–10

5–10

5–10

n-3-PUFA* (&945;-Linolensäure)

0,6–1,2

0,6–1,2

0,6–1,2

Kohlenhydrate

45–65

45–65

45–65

Proteine

5–20

10–30

10–35

*ungefähr 10 % davon längerkettig

 Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 03/03 ab Seite96.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter