Lebensmittelsicherheit: Antibiotikaresistente Bakterien in der Nutztierhaltung

Im Zusammenhang mit dem Fund von antibiotikaresistenten Keimen auf einem erheblichen Anteil überprüfter Fleischwaren im Januar durch den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) steigt der Druck, die Maßnahmen aus dem vom BMELV beschlossenen Paket zur Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung (s. dazu den Kurzbericht in Heft 1/ 2012, S. 8) zügig umzusetzen.

BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) und BMELV (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) weisen darauf hin, dass zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft v. a. der Einsatz robuster Nutztierrassen sowie verbesserte Haltungsbedingungen beitragen können, denn Stressfaktoren wie eine hohe Besatzdichte sowie die Zucht auf Schnellwüchsigkeit lassen die Tiere krankheitsanfälliger werden. Eine gute Hygienepraxis und ein verantwortliches Stallmanagement fördern die Tiergesundheit und beugen dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika vor.

Betriebe, in denen auffällig viele Antibiotika eingesetzt würden, sollten laut BMELV gesondert überwacht und die Verschreibung von Antibiotika durch Tierärzte mengenmäßig bei Bedarf kontrolliert werden. Der Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung und Prophylaxe ist generell verboten. Ein größeres Problem als die bekannteren MRSA-(Methicillinresistente Staphylococcus aureus) Keime, die v. a. in Kliniken ein Problem darstellen, sind im Lebensmittelbereich ESBL-(extended-spectrum beta-lactamases) Keime. Diese können einige Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine der 3. und 4. Generation durch Enzyme zerstören und sind dadurch gegen diese Wirkstoffe unempfindlich.

Da ESBL-bildende Bakterien auch in Nutztierbeständen nachgewiesen wurden – sowohl in der normalen Darmflora als auch bei krankheitsauslösenden Keimen – ist eine Infektion von Menschen mit ESBL-bildenden Erregern über Lebensmittel nach Ansicht des BfR möglich. Aus den vorliegenden molekularbiologischen Erkenntnissen ist bereits jetzt abzuleiten, dass ein Gesundheitsrisiko für den Menschen von ESBL-bildenden Bakterien aus der Tierhaltung besteht.

Eine besondere Problematik liegt in der Übertragbarkeit der Gene für die Antibiotikaresistenz zwischen verschiedenen Bakteriengruppen. Auch Resistenzgene, die über harmlose Darmbewohner (Kommensale) in den Darm des Menschen gelangen, können dort auf andere Keime übertragen werden, die dann im Falle von Infektionen schwerer zu behandeln sind. Den Verbrauchern empfiehlt das BfR, Fleisch nur gut durcherhitzt zu verzehren und durch gute Küchenhygiene eine Übertragung von Keimen auf andere Lebensmittel zu verhindern. Quellen: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung vom 10.01.2012; Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Pressemeldung vom 08.02.2012; Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung vom 08.02.2012; CGC – Cramer Gesundheits- Consulting GmbH, Pressemeldung vom 13.02.2012

Den Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/12 auf Seite 127.

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