Letter to the Editor

Zum Beitrag: Jod im menschlichen Körper von Prof. Dr. Christian Albrecht MAY

In der in Ernährungs Umschau 12/2011 erschienenen Übersichtsarbeit „Jod im menschlichen Körper” von Christian Albrecht MAY gibt es für eine dort gemachte zentrale Aussage keinen Beleg. Die Aussage lautet: „Die erhöhten Spiegel von Jod im Uterusschleim besonders unter Progesteroneinfluss und in der Frühschwangerschaft (vierfach höher als im Blut; ca. 200 g/l) haben einen deutlich spermiziden Effekt.“

In der hierzu zitierten Literaturstelle Nr. 20 finden sich keine entsprechenden Angaben. Auf Nachfrage nannte der Autor drei weitere Literaturstellen, die aufgrund der Beschränkung von Literaturzitaten nicht aufgeführt worden seien. In einer dieser drei Literaturstellen wird von einem experimentellen Ansatz mit einer Jodid-Konzentration von 0,1 μmol/ml berichtet. Dies entspricht 12,7 μg/ml oder 12700 μg/l, mithin 2 Zehnerpotenzen höher als die im Aufsatz getroffene und zu belegende Aussage. Damit bleibt das o. g. Statement eines spermiziden Effektes von zyklus- oder schwangerschaftsabhängigen physiologischen – und somit ggf. auch nutritiv beeinflussbaren – Jodspiegeln weiterhin nicht angemessen begründet.

Hinzu kommt, dass bei einer 24h-Jod-Ausscheidung von 1500 μg auf Okinawa/Japan (Konsum von Meeresalgen als Gemüse), also bei einer die Zufuhrempfehlungen um das ca. 8-fache überschreitenden Jodaufnahme, epidemiologisch bisher noch niemals von einer verminderten Fertilität berichtet wurde. Höchst ungleich jodversorgte bzw. jodüberversorgte Gebiete Japans weisen übrigens eine gleich hohe (von der Jodzufuhr unabhängige) Rate an Schilddrüsen-Antikörpern auf. Das Resümee im Abstract der Arbeit von MAY bedarf der Revision. MAY schlussfolgerte: „Unter Berücksichtigung aller aufgeführten Aspekte, insbesondere dem negativen Einfluss auf die männliche Fertilität, sollte eine pauschale Jodsupplementation zugunsten einer individuellen Risikoabschätzung neu überdacht werden.”

Den vollständigen Artikel und die Stellungnahme von Prof. Dr. Christian Albrecht MAY finden Sie in Ernährungs Umschau 03/12 auf Seite 128.

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