Ernährungssicherheit: Effektive Landwirtschaft gegen den Welthunger

Ob Afrika, Asien oder Osteuropa – in vielen Regionen bleiben Ressourcen ungenutzt oder werden Lebensmittel nicht für den menschlichen Verzehr angebaut. Forscher der Universität Bonn veröffentlichten jetzt gemeinsam mit US-Kollegen im Fachmagazin Science Strategien gegen den weltweiten Hunger. Je nach Weltregion und Feldfrucht zeigt die Studie, welche Maßnahmen in den betroffenen Gebieten sinnvoll sind, um die Lebensmittelversorgung nachhaltig mit größtmöglicher Wirkung zu sichern.

Hierzu werteten die Wissenschaftler Daten der bedeutendsten Kalorienlieferanten unter den Nutzpflanzen aus, darunter Mais, Weizen und Reis. Im Ergebnis ist die Unterversorgung der Bevölkerung häufig Folge sog. Ertragslücken: Landwirte mancher Regionen könnten zehnmal so viel ernten, wenn sie ihren Anbau optimieren würden. Ziel müsse es sein, über verbesserte Anbaumethoden und Technologien die Ertragslücken um 50 % zu senken und rund 850 Mio. Menschen zusätzlich zu ernähren, erklärt Dr. Stefan Siebert von der Universität Bonn.

Die dazu nötigen Maßnahmen sollten sich v. a. auf Afrika, Asien und Osteuropa konzentrieren: Allein dort könnte Nahrung für zusätzlich 780 Mio. Menschen produziert werden. Die Wissenschaftler fordern u. a., keine Regenwälder mehr zugunsten von Acker- und Weideland abzuholzen. Der Verlust der Artenvielfalt, ein beschleunigter Klimawandel und die Ausbreitung von Wüsten würden letztlich noch mehr Menschen hungern lassen. Sie kritisieren, dass weltweit pflanzliche Lebensmittel immer seltener für den menschlichen Verzehr verwandt werden, sondern immer mehr als Futtermittel oder als Energiepflanzen. Das Problem dabei: die Veredelungsverluste. Kein Tier setzt Nahrung hundertprozentig in Fleisch, Milch oder Eier um. Der Anbau von Energiepflanzen auf Ackerland geht sogar komplett zu Lasten der menschlichen Ernährung. In Deutschland landen nur noch 40 % der auf Äckern erzeugten Kalorien auf den Tellern der Menschen. Im ostafrikanischen Kenia sind es dagegen fast 100 %.

Literatur: West PC, Gerber JS, Mueller ND et al. Leverage points for improving food security and the environment. Science 345: 325−328

Weitere Informationen zur Studie sowie weiteres Kartenmaterial: www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/167-2014      

Lesen Sie mehr zum Thema Ernährungssicherheit in Ernährungs Umschau 2/2014 S. 38 - 41  und in Ernährungs Umschau 8/2012 im Special Welternährung

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/14 auf Seite M474.

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