Editorial 10/10: Energiewechsel
- 12.10.2010
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- Redaktion
Prof. Dr. Helmut Erbersdobler,
HerausgeberIm Heft berichtet ein Artikel über pädagogische Funktionen von Kochsendungen in den Medien . Tatsächlich muss man sich fragen, ob diese Sendungen eher eine Schlaraffenland-Situation zelebrieren oder uns zurück zu „Slow Food“ und Familienessen führen. Üppige und energiereiche Zutaten sind in diesen Sendungen zum Teil immer noch üblich, wobei in letzter Zeit zunehmend auf sparsame Verwendung von Fett – jedoch noch nicht von Zucker – hingewiesen wird. Die Mengen an Fleisch oder Fisch einerseits und an Gemüse und Obst andererseits sind aber immer noch sehr unausgewogen.
In dem Beitrag „Hunger und Sättigung“ in diesem Heft (S. 550) wird dargestellt, wie wichtig die genaue Einhaltung der Energiebilanz ist. Schon 0,5% des Energiebedarfs (also täglich gut 1 g Fett) zu viel sind ca. 400 g Übergewicht pro Jahr und 4 kg in 10 Jahren oder insgesamt 20 kg in der Zeit vom zweiten bis siebten Lebensjahrzehnt.
Die feine Abstimmung von Energiezufuhr und -verbrauch durch komplexe Appetit- und Sättigungsmechanismen kann somit nicht verhindern, dass viele von uns übergewichtig sind oder werden. Es wird immer wieder versucht, diese Regulation – etwa durch eine Verringerung der Energiedichte – zu „schärfen“ oder medikamentös Hunger- oder Sättigungssignale zu beeinflussen. Auch eine Verringerung der Energie-Ausnutzung durch Blockierung der Verdaulichkeit oder durch Eingriffe in die Effizienz der Energieausnutzung wird versucht – welch Irrsinn angesichts hungernder Völker.
Leider lassen sich für ein Individuum weder der tägliche Bedarf noch die Zufuhr präzise berechnen, was die Beratung schwierig macht. Letztere funktioniert auch nur mit einem gehörigen Schuss an Psychologie, ein Gebiet, das mit Bezug auf die Ernährung in Deutschland noch unterrepräsentiert ist. Bisher versuchen dies mit mehr oder weniger Erfolg manche Selbsthilfegruppen.
Es wird Zeit für eine konzertierte Aktion der verschiedenen Akteure, lasst uns hoffen, dass dies gelingt.
In diesem Sinne, beste Grüße
Ihr Helmut Erbersdobler
