Lebensmittelkunde: „Freispruch für die Milch!“ von KErn und MRI

Der Verzehr von Milch und Milchprodukten wird im Internet, der Laienpresse und in PR-Kampagnen von Konkurrenzprodukten häufig als potenzieller Risikofaktor für ernährungsmitbedingte Erkrankungen kritisiert. Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) daher in Kooperation mit dem Max-Rubner-Institut (MRI) einen aktuellen Literaturüberblick in der Kurzpublikation „Freispruch für die Milch!“ veröffentlicht.

Themen sind u. a. die Zusammenhänge zwischen Milch und Osteoporose, Krebsrisiko, Allergiepotenzial und der Einfluss des Erhitzens. Zusätzlich zog das KErn Prof. Dr. Bernhard Watzl, Direktor des MRI und Leiter des MRI-Instituts für Physiologie und Biochemie der Ernährung, zu den Vorwürfen zu Rate. Prof. Watzl betont, dass hinter den Schlagzeilen meist bestimmte Ideologien oder subjektive Einschätzungen stecken, für die es keine wissenschaftlich fundierten Daten gebe. So wurden z. B. Vorwürfe, dass Milchverzehr das Osteoporoserisiko erhöhe, Milchfettsäuren Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigten oder unphysiologische Kalziumspiegel im Blut das Risiko für Prostatakarzinome bei Männern steigerten, in keiner Studie wissenschaftlich nachgewiesen.

Im Fazit wird daher bekräftigt, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten im Rahmen der allgemeinen Verzehrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit keinem erhöhten Krankheitsrisiko einhergeht und einzelne Milchinhaltsstoffe zudem eine protektive Wirkung bei verschiedenen Krankheiten aufweisen.

Das KErn kommt zu dem Schluss, dass im Zeitalter des Internets und der damit verbundenen Flut an Informationen, v. a. im Bereich Ernährung und Gesundheit, eine gesunde Skepsis angebracht ist. Für Wirkmechanismen und Funktionsweisen gebe es sowohl für Lebensmittel als auch für den menschlichen Körper als hoch komplexe Systeme in den meisten Fällen keine linearen Beziehungen und demzufolge auch keine einfachen Antworten. Wer sich von Falsch- und Fehlinformationen nicht in die Irre führen lassen will, sollte auf die Quelle von Publikationen achten, Gegendarstellungen prüfen und grundsätzlich produkt- und dienstleistungsunabhängige Informationen kommerziellen Schlagzeilen vorziehen.

Quellen:
-> www.kern.bayern.de/wissenschaft/107510/index.php
-> www.kern.bayern.de/wissenschaft/110433/index.php 
-> www.kern.bayern.de/mam/cms03/wissenschaft/dateien/freispruch_fuer_die_milch_dowload.pdf



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/15 auf Seite M560.

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