Editorial 11/13: 60 Jahre DGE

Prof. Dr. Helmut Erbersdobler,
Herausgeber

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. wurde am 4. November 60 Jahre alt: Herzlichen Glückwunsch von Verlag, Redaktion und Herausgeber.

Die Konstitution der DGE ist gewissermaßen janusköpfig. Zum einen ist sie eine Gesellschaft für Ernährungswissenschaft, zum anderen hat sie aber auch Aufgaben in der Ernährungskommunikation (Ernährungsinformation, -beratung und -erziehung) und sie ist v. a. auf diesem Felde Auftragnehmerin der Bundesregierung (des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz). So lange es sie gibt, wuchs die DGE stetig und zwar hinsichtlich der Mitgliederzahl als auch des Budgets. In beider Hinsicht zählt sie zu den größten Gesellschaften dieser Art.

Dieses kontinuierliche Wachstum ist erstaunlich, wenn man berücksichtigt, dass nach dem hohen Stellenwert der Ernährung in der Gründungszeit der DGE – als noch Versorgungsengpässe hinsichtlich der Energie- und Proteinversorgung herrschten – das Interesse an einer hochwertigen und vollwertigen Ernährung zunächst erlahmte. Heute hat die Ernährung wieder einen großen Stellenwert in der Bevölkerung, was allerdings dazu führte, dass auch diverse andere Organisationen sich mit der Ernährung – manchmal in nicht gerade seriöser Weise – befassen.

Die DGE lässt sich davon nicht beeinflussen. Sie hielt es von Anfang an für ihre Aufgabe, „gesichertes Wissen“ zu sammeln, anzuwenden und zu verbreiten. Dabei hat sich der Begriff „gesichert“ im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte gewandelt. Während früher die Meinungen von Experten als Goldstandard galten, sind es heute evidenzbasierte Aussagen, vereint mit allgemein anerkannter biologischer Plausibilität. Ein hartes Geschäft auf der Basis großer und umfassender Studien und Untersuchungen. Letztere sind allerdings noch nicht überall anwendbar. Trotzdem müssen Empfehlungen mit gutem Gewissen gewagt werden, was die DGE erfolgreich tut.

Die DGE ist vielfach auch der „dicke Baum, an dem man sich gerne reibt“ und sich ggf. damit profiliert. So wird der Ernährungswissenschaft zuweilen vorgeworfen, dass im Laufe der Zeit etliche Dogmen ihre Gültigkeit verloren hätten. Ich finde, ein Wandel der Erkenntnisse ist ein positives Zeichen für eine lebendige Wissenschaft, insbesondere wenn sich wie hier die Messinstrumente (von der Gravimetrie zur Massenspektroskopie, vom Fütterungsversuch zur Nutrigenomik) so kolossal geändert haben.

Es wird auch hin und wieder vorgehalten, dass die DGE zu langsam auf Neuerungen reagiert. Bisher hat sich das Warten auf eine ausreichende Evidenz der Erkenntnisse noch immer gelohnt. Manche zu rasch hochgelobten Neuigkeiten mussten wieder revidiert werden. Das mag in Zukunft auch einmal anders sein – Wissenschaft entwickelt sich nicht immer vorhersehbar – aber bisher hat die DGE alles richtig gemacht. Dafür sei ihr und insbesondere den knapp 30 ehrenamtlich tätigen Kollegen im Präsidium und den etwa 80 Mitarbeitern in der Geschäftsstelle und in den Sektionen ausdrücklich gedankt.

In diesem Sinne kann man der DGE getrost ein „weiter so ad multos annos“ wünschen, immer mit Freude an der Sache!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Helmut Erbersdobler

Das Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/13 auf Seite M601.

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