Nachschlag: Tausend und ein Kalender

Draußen wird es früh dunkel, der erste Frost glitzert auf den Autoscheiben und in Supermärkten und Drogerien herrscht schon seit Wochen Weihnachtsstimmung. Zwischen Lebkuchen und Schoko-Nikoläusen stapeln sich Regale voller Adventskalender.

In den vergangenen Jahren ist das Angebot immer umfangreicher geworden. Nichts, was sich nicht auch in 24 kleine Portionen verpacken und als Kalender vermarkten ließe. Es gibt sie mit Pralinen, Spezialitätenkaffees, exotischen Gewürzen, Gin und Whiskey, diversen Spielzeugen, Büchern, Kosmetikartikeln oder Kerzen. Dazu kommen Rätselkalender, Kalender für Hunde und Katzen und wahrscheinlich auch bald für Zimmerpflanzen („Heute gibt’s ein wenig Dünger für den Weihnachtsstern“). Für alle, die Luxus lieben, gibt es Schmuckstücke, Designer-Düfte oder Beautykalender für mehrere hundert Euro. Möglicherweise steigt die Vorfreude ja proportional zum Preis.
War es nicht früher einmal so, dass Adventskalender vor allem für Kinder gedacht waren und ihnen die Zeit des Wartens versüßen sollten, bis endlich die Geschenke unterm Baum lagen? Es gab Schokokalender aus dem Supermarkt, dazu vielleicht noch einen mit Bildern hinter den Türchen oder liebevoll selbst befüllte Säckchen von engagierten Eltern oder Großeltern. Und eigentlich war das doch völlig ausreichend, oder?
Zum Glück gibt es aber auch Alternativen. Wer dem vorweihnachtlichen Konsumrausch etwas entgegensetzen möchte, kann es zum Beispiel einmal mit dem umgekehrten Adventskalender versuchen. Das Prinzip ist einfach: Statt täglich eine Süßigkeit oder ein Geschenk herauszunehmen, legt man jeden Tag etwas hinein – haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel oder kleine Aufmerksamkeiten – und schenkt am Ende anderen eine Freude. Viele gemeinnützige Organisationen unterstützen dieses Konzept inzwischen und freuen sich über die Spenden. Ganz nach dem Motto „Geben ist seliger als Nehmen“.
Ich glaube, so ein umgekehrter Adventskalender bereitet am Ende mehr Freude als Dinge, die man eigentlich nicht braucht. Und ganz auf einen Kalender verzichten muss man ja trotzdem nicht – ich persönlich bleibe beim klassischen mit Schokolade, in Bio-Qualität und fair gehandelt. Da bin ich dann sogar dankbar für die große Auswahl. Und bei all den Leckereien in der Weihnachtszeit drück‘ ich auch als Ernährungswissenschaftlerin mal ein Auge zu.
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche, ausgewogene und vielleicht ein kleines bisschen umgekehrte Vorweihnachtszeit.

Ihre Katrin Swoboda



Diesen Artikel sowie eine Vorschau auf das nächste Heft finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf Seite M704.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Von der Wissenschaft in die Kita-Küche: 30 Jahre Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsküchen... weiter
VDOE verleiht OECOTROPHICA-Preis 2025 und vernetzt Preisträger*innen weiter
Diätassistent*innen – auch stark in Prävention weiter
Prof. Dr. Britta Renner ist neue DGE-Präsidentin weiter
Lebensmittelverarbeitung weiter
© ARMMY PICCA/iStock/Getty Images Plus
Zur Rechtskonformität neuartiger Lebensmittel weiter