Editorial 12/11: Weihnachhaltigkeit

Prof.Dr.Helmut Erbersdobler
HerausgeberDas Weihnachtsfest, im Kirchenjahr eigentlich nicht der höchste Feiertag , wird heute weltweit zelebriert und verliert zunehmend seinen kirchlichen Charakter. Warum feiern wir gerade Weihnachten so intensiv?

Unbewusst, vielleicht auch historisch geprägt, spielt sicherlich das Phänomen der Wintersonnenwende eine Rolle. Nach Wochen, in denen es immer dunkler wurde, zeigt sich die Sonne zunehmend länger. Schon in grauer Vorzeit waren die Menschen von den Jahreszeiten und Sonnenbzw. Mondphasen abhängig, sei es, weil sie die saisonalen Züge der Tiere oder den günstigsten Zeitpunkt für die Aussaat vorausplanen wollten. Man denke nur an die Observatorien und Kultstätten in der Steinzeit, wie Nebra oder Stonehenge. Markante Sonnwenden wurden entsprechend gefeiert.

Bedeutsam sind sicher auch die Geschenke für Kinder, die es früher allerdings zu Sankt Nikolaus (am 6.12.) gab. Erst Luther führte den Brauch der Weihnachtsgeschenke ein, dem sich später die Katholiken mit dem Christkind anschlossen. Heute tritt an deren Stelle zunehmend der Weihnachtsmann und Rudolph mit seinem Rentierschlitten. Letzterer soll übrigens den Hirngespinsten nordischer Schamanen im Drogenrausch während der Sonnwendfeiern entstammen.

Feste, ob archaisch oder in den heutigen Religionen, gingen schon immer mit Lichtern (Feuer) und Festmahlzeiten einher. Da Obst und Gemüse im Winter nur noch begrenzt zur Verfügung standen, wurde hauptsächlich das gegessen, was konservierbar war, wie Fleischerzeugnisse, Käse, Backwaren, oder das, was auf natürliche Weise dem Winter trotzte (Gänse). Das hat sich bis heute erhalten.

Gemessen am heutigen (auch Ess-) Rummel fielen jedoch die Weihnachtsfeste bis vor etwa 50 Jahren bescheiden aus. Man wusste, dass man erst die Hälfte der kargen Winterszeit hinter sich hatte und noch drei Monate durchhalten musste. Vor- oder nachher hieß es daher wieder fasten. Dieses Bewusstsein für eine (wenn auch kurzfristige) Nachhaltigkeit ist uns heute verloren gegangen, aber dieses Thema holt uns im globalen Ausmaß und generationsübergreifend wieder ein.

Ich will Ihnen nicht den Gänsebraten vermiesen, aber vielleicht denken Sie bei den Neujahrs-Vorsätzen auch an die Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Lebensmittel und in der Lebensführung. Damit bleibe ich mit dem Hinweis auf die vielen Aufsätze zum Thema Nachhaltigkeit in diesem und den folgenden Heften und den besten Wünschen für gesunde und besinnliche Feiertage und für einen guten Rutsch in ein glückliches neues Jahr

Ihr

Helmut Erbersdobler

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