Zu guter Letzt 12/12: Macht Schokolade klug?

Weihnachten naht und positive Meldungen über Schokolade häufen sich – sei es über gesundheitliche Wirkungen, zum Abnehmen oder über Einflüsse auf Geist und Seele. Die letzte Meldung kam aus der Schweiz.1 Dort hatte man festgestellt, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Schokoladenkonsum und der Anzahl der Nobelpreisträger in den verschiedenen Ländern. Daraus wurde gefolgert, dass Schokolade schlau macht.

Das erinnert mich stark an eine Korrelation, die vor Jahren erhoben wurde. Dort war der Rückgang an Störchen eng mit der Abnahme der Geburten korreliert, woraus man schließen konnte, dass der Storch tatsächlich die Babies bringt. In der Tat ist die Schokolade immer noch ein gewisser Luxusartikel, sodass Schokoladenkonsum mit Wohlstand, besserer Bildung etc. verknüpft ist. Die meisten Zeitungen, welche die o. a. Meldung verbreiteten, taten dies daher auch mit einem gewissen Augenzwinkern.

Eine gewisse Plausibilität ergäbe sich aus der Wirkung der Flavonoide in der Kakaobohne, insbesondere der Flavanole, auf kognitive Funktionen. Entsprechende Studien an Menschen würden aber zu lange dauern und einen Biomarker für die Nobelpreis-Qualifikation gibt es meines Wissens nicht. Man muss sich außerdem fragen, ob die Menge an Kakaomasse in Schokolade für spezifische Wirkungen noch ausreicht. Vollmilchschokolade enthält 30–32 % Kakaoanteile, Nussschokolade nur etwa 25 %. Davon ist die Hauptmenge jedoch Kakaofett („Kakaobutter“, an 2. bis 3. Stelle in der Zutatenliste), während die eigentliche „Kakaomasse“ erst dahinter aufgeführt wird.

Von der Bitterschokolade mit höheren Kakaoanteilen essen wir – wie unlängst berichtet2 – leider zu wenig. Die Japaner sollen spezielle Fermentationsverfahren für Kakaobohnen anwenden, die hohe Gehalte an bioaktiven Phenolsubstanzen entstehen lassen. Die entsprechende Schokolade soll aber nicht gut schmecken.

Apropos Geschmack. Erst kürzlich berichtete der Stern über einen Test bei Konsumschokoladen. 3 Das Ergebnis fiel verheerend aus. Fast alle bekannten Sorten erhielten ein mangelhaft, was u. a. mit der Vielzahl an billigen Zutaten erklärt wurde. Na dann – genießen Sie trotzdem Ihren Schoko-Weihnachtsmann, hoffen Sie aber nicht auf geistige Höhenflüge. Das Weihnachtslied heißt ja auch „Vom Himmel hoch da komm ich her“. Der Song: „Ich fliege mit Dir in den Himmel hinein…“ gehört in eine andere Schublade.

Ich wünsche Ihnen besinnliche Adventstage, ein erholsames Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein glückliches Neues Jahr.

Ihr H. Erbersdobler

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 12/12 auf Seite 720.

1Messerli FH (2012) Chocolate consumption, cognitive function, and Nobel laureates. The New England Journal of Medicine. doi: 10.1056/NEJMon1211064
2Berg A et al. (2012) Bitterschokoladenverzehr in Deutschland. Ernährungs Umschau (59)11: 626–631
3Alles auf Zucker, Stern 46 (2012), pp. 120–121

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter