Alimentum ultimum 05/02 (Das letzte Gericht)

Johannes

Noch nie war er so wertlos wie heute. Im Allgemeinen nicht und auch nicht im Besonderen. Obendrein mache er längst den Eindruck, als ob es sich um einen Selbstverteidigungsminister handele, sagt meine Berliner Cousine Elvira. Ihr Erwin geht bei unserem Spaziergang im Grunewald jedoch nicht darauf ein. Zu sehr wirkt bei ihm noch das angeblich legitime Theater im Bundesrat nach. Kein Trost für ihn mein Argument, dass Politik zuweilen durchaus als Schauspiel verstanden werden kann und wir in einer Inszenierungsgesellschaft leben. "War das immer so", fragt er zurück, "wer inszeniert wen, alles Müller, oder was?" Immerhin hätten 6 namhafte Intendanten und Regisseure den Dilettantismus der Politmimen gerügt und deren größtem Schreihals jegliche Befähigung zum Schauspieler abgesprochen, werfe ich ein und überlege: "Wie wär’s mal mit Pantomime?"

Und überhaupt erinnere ich daran, dass in der Leipziger Straße 3 lange vor dem Preußischen Herrenhaus ein Palais gestanden habe, das Abraham Mendelssohn 1825 erworben und in dem bereits Felix Mendelssohn Bartholdy Sing- und Trauerspiele aufgeführt hätte. Der Bundesratshausherr habe vor Beginn der neuerlichen Inszenierung zwar noch auf die Vorgänger hingewiesen. Er müsse aber wohl auch – erstaunlich für einen Nichtkatholiken – den Grundsatz von Papst Bonifacius VIII. im Hinterkopf gehabt haben: "Qui tacet, consentire videtur" (Wer schweigt, von dem wird angenommen, dass er zustimmt). Hätte er sonst beim General aus Brandenburg dreimal insistiert ?

Ob sich unsere Volksvertreter eigentlich im BodyLife von denen unterscheiden, über die sie in Berlin Gesetze beschließen, um diese anschließend in Karlsruhe für Recht oder Unrecht befinden zu lassen? Noch könnten die parlamentarischen Anwärter auf Sitz und Stimme in ein diesbezüglich laufendes Forschungsprojekt einbezogen werden! Ansonsten empfehle ich allen Wahlkämpfern funktionelle Lebensmittel, die gerade auf den Markt drängen. Fußballfans und anderen körperlich aktiven Genießern sei beispielsweise zur WM-Activ-Suppe "Lattenknaller" geraten. Die mit hochwertigen Zutaten asiatischer Kochkunst (Shiitake-Pilze, Karotten, Weißkohl und Frühlingszwiebeln) angereicherte klare Hühnerbouillon verspricht nicht nur eine vollendet feine Geschmacksnote, wie sie der fernöstlichen Küche zu eigen ist.

Die Pionierleistung unter den Functional-Food-Speisen soll sogar bereits mit einem Teller oder einer Tasse einen Teil des Tagesbedarfs an wertvollen, lebenswichtigen Mineral- und Ballaststoffen decken. Wer hätte das wohl gedacht? Oder wie wäre es mit den neuen Wellnessdrinks für Adam & Eva? "Gesunde Schönheit von innen": Shinyou &9792; für Frauen und "belebende Erfrischung für das starke Geschlecht": Shinyou &9794; für Männer. Haut, Haare, Nägel, Knochen, Knochenmark, Zähne, Muskulatur, Augen, Prostata und Schilddrüse, kaum ein Körperteil, kaum eine Körperfunktion bleibe davon unbeeinflusst. Und welcher Dummkopf sollte schon etwas gegen ein Wellness-Aphrodisiakum haben? EU05/02

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